Südkoreas Multis sind zu groß geworden
Südkoreas Wirtschaft hat ein Problem: Stark exportabhängige Global Player wie Samsung, Hyundai oder LG sind viel zu groß geworden. Mit einem Anteil von 22 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) sowie 20 Prozent am gesamten Steueraufkommen machen sie das Land verwundbar. Kippt etwa Samsung wegen der zunehmenden Konkurrenz aus China, kippt auch Korea. Die Dominanz der Konzerne trocknete auch das Unternehmertum aus, es gibt immer weniger Klein- und Mittelbetriebe und Firmengründungen.
Koreas Präsidentin Park Geun-hye schwört die Nation daher auf eine neue "creative economy" ein. Um Unternehmertum, Innovationen und Start-ups zu fördern, pumpt der Staat in den nächsten vier Jahren vier Milliarden Dollar in die Wirtschaft. "Südkorea wird sich neu erfinden und 2020 nicht mehr dasselbe Land sein wie heute", glaubt Michael Otter, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Seoul. Gerade bei IT-Start-ups gebe es derzeit "eine ungeheure Dynamik", so Otter, der auch Chancen für Ideen aus Österreich sieht. Die Großkonzerne seien derzeit besonders offen für Kooperationen.
So einfach ist der koreanische Schwenk von der gekonnten Imitation zur Innovation nicht. Das Bildungssystem im PISA-Vorzeigeland ist ganz auf Strebern und Auswendiglernen getrimmt, die Schüler stehen unter Dauerleistungsdruck, Platz für eigene Entfaltung bleibt da nicht. Die Universitäten wiederum bilden vor allem für den Bedarf der Großkonzerne aus. "Kreativität ist schwer von oben zu steuern, über den gesamten Prozess steht ein riesiges Fragezeichen", meint Otter. Auch die Akademisierung um jeden Preis wird hinterfragt, stattdessen sollen mehr praxisbezogene Lehrgänge angeboten werden.
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