Südafrika: Neue Hoffnung am Kap

Südafrika: Neue Hoffnung am Kap
Korruptionsregime und Dürre schwächten Afrikas reichste Region, langsam geht es wieder bergauf

Die Lebensqualität ist attraktiv, die Unis sind gut und nach der Rezession zeigen die Wirtschaftsindikatoren bereits leicht nach oben. Tim Harris sieht Kapstadt schon als das zweite San Francisco. Der Chef der Ansiedlungsagentur Wesgro, die Investoren ans Kap locken soll, ist berufsbedingt Optimist, doch in Afrikas wichtigster Wirtschaftsregion macht sich tatsächlich wieder Aufbruchsstimmung breit. Die 60 österreichischen Firmen, die vor Ort präsent sind und mehr als 2000 Mitarbeiter beschäftigen, sind ebenfalls zuversichtlich.

Südafrika: Neue Hoffnung am Kap

Südafrikas Präsident Ramaphosa und Österreichs Bundeskanzler Kurz in Berlin bei der Vorbereitung des EU-Afrika-Gipfels im Dezember in Wien

Die lang anhaltende Dürre ließ heuer die landwirtschaftliche Produktion um ein Drittel einbrechen, erstmals seit 2009 rutschte das Land in eine Rezession. Präsident Cyril Ramaphosa will nach dem korrupten Zuma-Regime das Vertrauen der Investoren wieder zurückgewinnen. Ein Infrastrukturfonds wurde mit umgerechnet 24 Milliarden Euro dotiert. Die Finanzierung ist freilich noch nicht klar, derzeit zahlt das Land rund zehn Prozent Zinsen.

Südafrika ist die zweitgrößte Volkswirtschaft Afrikas, nach dem ölreichen Nigeria. „Für Österreich ist Südafrika der wichtigste Markt in Afrika“, sagt Botschafter Johann Brieger. Österreich ist positiv besetzt, was wohl auch damit zu tun hat, dass Nelson Mandela 1981 den Bruno-Kreisky-Preis erhielt.

Flexibilität und hohe Qualitätsstandards seien die Assets, mit denen die heimischen Unternehmen punkten, weiß der österreichische Wirtschaftsdelegierte Johannes Brunner.

 

So liefert die Voest Alpine Eisenbahntechnik Weichen aus Donawitz, die in einem Werk außerhalb von Johannesburg zusammengebaut werden. Chinesische Produzenten bieten billiger an, doch die Österreicher können flexibler auf die Kundenwünsche eingehen.

Andritz hat eine Produktion mit 85 Mitarbeitern, „das Geschäft im Land funktioniert“, sagt Südafrika-Manager Bernd Asbeck.

Die Strabag baut gemeinsam mit einer lokalen Baufirma im Osten Südafrikas die höchste Brücke des Kontinents.

Traditionell stark ist in Südafrika die Papierindustrie. In Österreich sind die Mondi-Gruppe (Neusiedler, Frantschach) sowie Sappi (Gratkorn) investiert. Andererseits hat die österreichische Constantia Flexibles den südafrikanischen Verpackungsproduzenten Afripack mit Werken in Südafrika, Kenia und Mauritius übernommen.

Die oberösterreichische Backaldrin („Kornspitz“) erzeugt in Kapstadt Backwaren und Red Bull verkauft im Jahr rund 100 Millionen Dosen.

BMW-Steyr liefert Motoren für den X3 und die Vamed gründete im Oktober eine Niederlassung am Kap.

Dass die AUA zwei Mal in der Woche direkt von Wien nach Kapstadt fliegt, wird von den Unternehmen auch als positives Signal gesehen.

„Eine der großen Zukunftschancen Südafrikas ist die Vielfalt der Kulturen“, erzählt Otto Stehlik. Der 72-jährige Absolvent einer Hotelfachschule kam mit 22 über London nach Südafrika und zog dort die größte Hotelkette des Landes auf („Protea“), die er 2014 an Marriott verkaufte.

Armut

Rund eine Million Migranten, die meisten aus Somalia und Westafrika, leben derzeit in Südafrika. Ihr Status ist nicht geklärt, die meisten sind in den Townships untergekommen. Dort zeigt sich das andere Afrika, das so gar nichts mit den glänzenden Business-Türmen, Hotels und Villen zu tun hat – hohe Arbeitslosigkeit, eine HIV-Rate von 20 Prozent, Gewalt, Alkoholismus, Analphabetismus.

Die Lufthansa-Flugbegleiterin Susanne French beschloss, etwas zu tun und gründete im Township Capricorn die Volksschule „Ithemba“, was in der Sprache der Xhosa „ Hoffnung“ heißt. Lufthansa und AUA unterstützen das Projekt.

 

Südafrika: Neue Hoffnung am Kap

Der burgenländische Winzer Leo Hillinger lässt in Constantia produzieren

 

Österreicher als Weinbauern in Kapstadt 

Südafrikanische Weine sind in der ganzen Welt gefragt, im Land am Kap wird seit einigen hundert Jahren Wein gemacht. In Constantia, der ältesten und kühlsten Weinregion an der Südspitze Afrikas, begann der Weinbau bereits 1685.

 Was aber tun eine Vorarlberger Familie, ein Tiroler und ein Burgenländer dort?

270 Meter über dem Meer liegt das rund 30 Hektar große Weingut Constantia Glen, eingebettet zwischen dem Constantiaberg und dem Tafelberg. Das vor allem für seinen Sauvignon Blanc international ausgezeichnete Anwesen gehört der Vorarlberger Familie Waibel.

Der Gründer der Textildynastie Mäser hatte sich  1950 aus Angst vor den Kommunisten in Südafrika angesiedelt. Die Textilproduktion mit mehr als 2000 Mitarbeitern konnte gegen die chinesische Billig-Konkurrenz nicht mehr bestehen und wurde zugesperrt. Das Weingut leitet heute der langjährige  Direktor der Textilproduktion, der Tiroler  Horst Prader.

Der burgenländische Winzer Leo Hillinger lernte das Constantia-Team privat bei Südafrika-Reisen mit Wein&Co-Gründer  Heinz Kammerer  kennen.  Aus der Freundschaft entwickelte sich eine Kooperation.  Pro Jahr werden unter der Marke Constantia Hill rund 30.000 Flaschen erzeugt. „Der Wein wird nur in Österreich, Deutschland und der Schweiz verkauft“, erklärt Hillinger, der im Burgenland 100 Hektar bewirtschaftet.

Die Reise nach Südafrika erfolgte auf Einladung der AUA.

 

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