Studie: Bis 2050 kalt genug für Schneekanonen

Kunstschnee ist nur bei Temperaturen von minus zwei Grad abwärts sinnvoll
Der Klimawandel macht die Produktion von Kunstschnee aber immer teurer.

Mit den ersten Schneefällen in der Stadt laufen die Buchungen in den Skiorten an. Im Vorjahr gab es zum Saisonstart zu wenig Schnee, mit einem langfristigen Schneemangel habe das aber nichts zu tun, propagiert die Wintersportindustrie zum Saisonauftakt. Erik Wolf, Geschäftsführer der Fachverbandes der Seilbahnen: "Bis zum Jahr 2050 können wir sicher beschneien – und zwar auch vor Weihnachten."

Er verweist auf eine Studie des Skitourismus-Forschers Günther Aigner, die dem KURIER in Auszügen vorliegt. Demnach war die Schneedecke, die Lech am Arlberg (1480 Höhenmeter) im Winter überzieht, seit dem Jahr 1926 mit bis zu 161 Zentimetern mehr oder weniger konstant. Für den Massenansturm reicht das trotzdem nicht, sagt Michael Manhart, Seilbahnchef in Lech. "Bei Massenskilauf verdunstet Schnee, deswegen muss jedes große Skigebiet dazuschneien." In seinem Gebiet verbreiten 168 Beschneiungsgeräte 600 Kubikmeter Schnee pro Jahr – für sechs Millionen Euro.

Hoteliers sollen mitzahlen

Das ist ein Streitpunkt in Lech. Die Seilbahner wollen, dass sich Hoteliers an den Kosten beteiligen. Manhart: "Die Seilbahnen haben einen Umsatzanteil von zehn Prozent, 90 Prozent machen die Hoteliers, die sich lächelnd zurücklehnen und uns beim Beschneien zuschauen."

Die Diskussion ist alt. Es gab sie schon, als Manhart 1973 seinen Job in Lech angetreten hat. Jetzt bekommt die Streiterei wegen einer 20-Millionen-Investition in einen größeren Speicherteich neuen Auftrieb. Manhart hält den Hoteliers die Karotte "Saisonverlängerung" vor die Nase: "Nach der Investition könnten wir Lech/Zürs in einer Kälteperiode binnen vier Tagen zuschneien – jetzt brauchen wir 14 Tage."

Oben wird es kälter

Kunstschnee kann man nur bei Temperaturen von minus zwei Grad abwärts ökonomisch sinnvoll durch die Gegend pulvern. So kalt wird es auch künftig sein, meint Aigner – zumindest auf dem Berg. Er legt Grafiken vor, wonach es etwa auf der Schmittenhöhe (1954 Meter) seit 1985/’86 im Mittel sogar um ein Grad kälter geworden ist (Dezember bis Februar). "Es stimmt, dass es in den Tälern wärmer geworden ist, aber nicht am Berg", sieht Erik Wolf seine Branche abgesichert.

Für Norbert Karlsböck, Vorstand der Gletscherbahnen Kaprun, ist das nur ein Teil der Wahrheit. "Der Kernwinter wird noch lange kein Problem sein, aber der Herbst und das Frühjahr sind wärmer und niederschlagsärmer geworden."

Am Kitzsteinhorn wird Schnee von einer Saison in die nächste gerettet. Bis zu hundert Meter lange, bis zu 20 Meter breite und bis zu fünf Meter hohe Depots werden im Frühjahr mit Schnee gefüllt und mit weißem Filzvlies abgedeckt. "Im Verhältnis zur Neuschnee-Erzeugung ist das ein geringer Aufwand", sagt Karlsböck, der aber trotzdem auch Schneekanonen einsetzt. Diesen Winter sind knapp hundert Stück im Einsatz.

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