Der Klimawandel hat die Debatte über den Bodenverbrauch angeheizt. Allerdings wird die Debatte mit Zahlenmaterial geführt, das mit der Realität nur am Rande zu tun hat. Die Statistiken wurden entsprechend der politischen Intentionen aufbereitet.
Dazu ein Beispiel: Auf einem 800 Quadratmeter großen Baugrundstück wird ein Einfamilienhaus mit einer Grundfläche von 140 Quadratmeter errichtet. Auf dem Rest von immerhin 660 Quadratmetern wird ein Garten angelegt. Versiegelt wurden also lediglich 140 Quadratmeter und nicht 800. In der Diskussion über den Flächenverbrauch wird so getan, als wären alle 800 Quadratmeter „zubetoniert“ worden.
Flächen , die der „intensive Erholungsnutzung“ dienen, wie etwa Gärten, werden zur Bodenversiegelung dazugezählt. Das Ergebnis ist eine Statistik, aus der angeblich hervorgeht, das täglich 11,5 Hektar „verbaut“ werden.
Straßenbau
Bei der Diskussion über den Straßenbau läuft es ähnlich. Angeblich hat Österreich mit 15 Meter pro Person ein sehr dichtes Straßennetz, weil Deutschland mit nur 7,9 Meter pro Person und die Schweiz mit 8,1 Meter pro Person auskommen.
In der Statistik für Österreich wurden früher allerdings die Forststraßen dazugezählt. Daher der verglichen mit dem Ausland deutlich höhere Wert. Laut Umweltbundesamt ist beim Straßenbau „nach 2015 ein Rückgang bei den Zuwachsraten messbar“, weil nun Forststraßen aus der Statistik herausgenommen werden.
Raumordnung
Ministerin Elisabeth Köstinger hat für den 20. Oktober eine Sitzung der Österreichischen Raumordnungskonferenz einberufen, die sich mit dem Flächenverbrauch beschäftigen wird. Es wird wohl auch darum gehen, zuerst brauchbare Statistiken als Diskussionsgrundlage zu erstellen.
Es ist kein Wunder, dass der Gemeindebund vergangene Woche eine Resolution beschlossen hat, in der der Bund aufgefordert wird, „für einheitliches Datenmaterial zu sorgen“. Weiters heißt es in der Resolution, „die Raumordnungs- und Flächenwidmungskompetenz bleibt hoheitliches Recht der Gemeinden“. Gemeindebund-Präsident Alfred Redl hat sich gegen die Zersiedelung ausgesprochen, „aber was wir nicht wollen, ist, dass es im ländlichen Raum nicht mehr möglich ist, ein Einfamilienhaus zu haben“.
Machtverschiebung
Die Neos wollen Kompetenzen für die Flächenwidmung von den Gemeinden an die Landesregierungen übertragen. Das würde bedeuten, dass künftig in Linz oder in St. Pölten die detaillierte Flächenwidmung für Gemeinden im nördlichen Mühlviertel oder im nördlichen Waldviertel beschlossen wird. Kein Wunder, dass es da massive Widerstände gibt. In manchen Bundesländern wie Niederösterreich wurden bereits Raumordnungsgesetze beschlossen, nach denen es nicht mehr möglich ist, Supermärkte auf der grünen Wiese zu bauen.
Begonnen hat die Debatte über den Flächenverbrauch wegen des Rückgangs der landwirtschaftlichen Flächen. Bislang hat das die Versorgung mit Lebensmitteln nicht beeinträchtigt, weil die Erträge durch Züchtungen von neuen Sorten gestiegen sind.
Kommentare