Staud’s baut selbst an

Staud’s baut selbst an
Der Wiener Traditionsbetrieb setzt auf heimische Rohstoffe

Die Zeiten haben sich auch für Gurkenprinzen geändert. Früher war klar, dass der älteste Sohn des Bauern den Hof übernimmt und dafür sorgt, dass es im Herbst immer genug Obst und Gemüse zum Einkochen und Einlegen gibt. Diese Zeiten sind vorbei.

"Die Versorgungssicherheit mit Rohware aus Österreich ist eine unserer größten Herausforderungen", sagt Jürgen Hagenauer. Er ist Geschäftsführer von Gurkenprinz und damit für alles Saure verantwortlich, das unter den Marken Staud’s Wien und Gurkenprinz verkauft wird. Vom Gewürzgurkerl über eingelegte Paprika bis hin zum Rote-Rüben-Salat. 85 Prozent der Rohstoffe werden traditionell in Österreich eingekauft. Um die 20 Bauern im burgenländischen Seewinkel, in der Steiermark und in Niederösterreich stehen auf der Lieferantenliste. Noch, denn auf vielen Höfen fehlt der Nachfolger.

Pfefferoni

Deswegen wird der Gurkenprinz zum Bauern. Als sich einer seiner Lieferanten heuer in den Ruhestand verabschiedet hat, hat Hagenauer sieben Hektar Land gepachtet und versuchsweise selbst Einlegegurken und Pfefferoni angebaut. "Ein Weg, der sicher auch in der süßen Sparte Thema werden wird", sagt er.

So bemüht sich Stefan Schauer, der für die Marmeladenseite von Staud’s verantwortlich ist, gerade um einen Pachtvertrag für eine 20 Hektar große Marillenplantage mit altem Baumbestand. "Aufgrund ihres Geschmacks sind klassische Marillensorten aus Österreich und Ungarn für uns alternativlos", sagt Schauer, der selbst einen Marillengarten in der Wachau hat.

Internationaler Druck

Dass ein Obst- und Gemüseverarbeiter in die Landwirtschaft einsteigt, ist zumindest international unüblich. "Unsere Kunden können oft gar nicht glauben, dass wir unsere Marillen noch selbst entkernen", veranschaulicht Schauer. Denn der Markt funktioniert längst global. Verarbeiter kaufen tiefgefrorenes Obst und Gemüse am Weltmarkt ein, Diskonter in Österreich schlichten Essiggurkerl aus Indien oder der Türkei in die Regale. Preislich kann Staud’s da freilich nicht mithalten. Genauso wenig wie mit Betrieben in Deutschland, die bis zu 200 Hektar bewirtschaften.

Staud’s baut selbst an
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Der Wiener Spezialist macht ein Drittel seines Geschäfts im Export, allen voran in Deutschland, Italien und der Schweiz. Auf der Lebensmittelmesse Anuga in Köln (siehe auch Seiten 2 und 3) kamen unter anderem Anfragen aus dem Libanon und von einer israelischen Supermarktkette. Mit koscheren Marmeladen hat Staud’s bereits Erfahrung. Schauer: "Im Grunde sind unsere Produkte alle koscher, es geht nur um die Zertifizierung." Jene Gläser, die er bereits für einen jüdischen Supermarkt in Wien abfüllt, werden etwa im Beisein eines Rabbis produziert, der vom Einkochen bis zum Abfüllen alles überwacht.

Neu bei Staud’s ist auch eine Kooperation mit der Universität für Bodenkultur. Dabei geht es nicht nur um Anbaumethoden – Staud’s will im Bio-Anbau ohne dem Einsatz von Kupfer auskommen – sondern auch um die Reduktion von Lebensmittelabfall. So sollen Gurken, die wegen ihrer Krümmung nicht schön genug fürs Glas sind, künftig nicht entsorgt sondern weiterverarbeitet werden. "Wir suchen Kooperationen mit Firmen, die technischen Voraussetzungen dazu haben. Ziel ist es, den Verderb um zehn Prozent zu reduzieren.

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