Startprobleme bei Elektro-Autos

A Tesla Model S electric sedan is driven near the company's factory in Fremont, California, in this file photo taken June 22, 2012. Electric-car maker Tesla Motors Inc said it expects to report a first-quarter profit on both a net and adjusted basis following sales of its Model S sedan, sending its shares soaring more than 19 percent in early trading on Monday. REUTERS/Noah Berger/Files (UNITED STATES - Tags: TRANSPORT BUSINESS)
Mehr Ladestationen und Steuererleichterungen sollen den Verkauf ankurbeln.

Die Elektromobilität kommt nicht so Recht in die Gänge. 2012 wurden in Österreich 460 Autos mit Elektromotor angemeldet. Ein Grund dafür ist die fehlende Infrastruktur bei den Ladestationen.

Das soll sich nun ändern. Bis Jahresende wird die Zahl der öffentlichen Ladestationen von 29 auf 60 verdoppelt. 2014 soll es österreichweit 80 Stationen geben, die in der Lage sind die Autobatterie binnen eineinhalb Stunden aufzuladen. Auch Ladestationen für den privaten Bereich werden angeboten. Das ist der Ausbauplan der E-Mobility Provider Austria, einem Joint Venture von Verbund und Siemens Österreich. Umgesetzt werden die Ausbaupläne unter dem Markennamen Smatrics.

Ausstieg vom Einstieg

Startprobleme bei Elektro-Autos
PK Elektro Autos
Während Siemens Österreich in den Bau von Ladestationen einsteigt, hat sich die Siemens-Zentrale in Deutschland von diesem Projekt bereits wieder verabschiedet. Die Erwartungen bei E-Autos seien nicht erfüllt worden, lautet die Begründung für den Ausstieg vom Einstieg. Siemens Österreich Generaldirektor Wolfgang Hesoun hatte daher Erklärungsbedarf. Die Konzernstrategie besage, dass man in Zukunft keine gesamten Ladestationen mehr anbieten werde, aber durchaus Dienstleistungen für E-Mobilität, präzisiert e Hesoun am Donnerstag.

Smatrics-Geschäftsführer Michael Viktor Fischer erwartet sich von dem deutlich steigenden Angebot an E-Autos einen Schub bei den Verkäufen. Derzeit werden in Österreich 40 Modelle angeboten. Die Produktpalette soll bis 2016 auf 80 Modelle anwachsen. Fischer wünscht sich besondere staatliche Förderungen für E-Autos, wie es sie in Norwegen und den Niederlanden bereits gibt. Steuerbefreiungen sind natürlich ein Kaufanreiz.

Das Vorzeige-Elektroauto kommt derzeit aus den USA. Wagen der Marke Tesla sind von der Fahrleistung europäischen Sportwagen durchaus ebenbürtig. Das gilt aber auch für den Preis. Die Spitzenmodelle des Prestigeautos für Hollywood-Stars kosten schon mal über 100.000 Euro.

Auch Kleinwagen mit E-Motor sind kein Schnäppchen. Wer den E-UP von VW sein Eigen nennen will, muss rund 27.000 Euro auf den Tisch des Autohändlers legen. Das gleiche Auto mit konventionellen Motor ist um weniger als 10.000 Euro zu haben. „Wir werden warten, bis wir diese Technologie zu erträglichen Preisen anbieten können“, übt sich Skoda-Chef Winfried Vahland daher in Zurückhaltung.

Spritbremse

Unter Druck stehen vor allem die deutschen Autohersteller im Premium-Segment. Bis 2020 darf der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Flotte eines Herstellers 95 Gramm pro Kilometer nicht überschreiten. Das entspricht einem Spritverbrauch von maximal 3,8 Litern auf 100 Kilometer. Damit Mercedes seine S-Klasse, BMW sein 7er-Modell und Audi seinen A8 weiterhin mit konventionellen Motoren ausstatten darf, müssen sie viele E-Autos verkaufen.

Wie schwer es sein kann, den in das Elektroauto gesetzten Erwartungen gerecht zu werden, zeigt nicht zuletzt die spektakuläre Pleite eines einstigen Hoffnungsträgers der Industrie – Better Place.

Das vom ehemaligen SAP-Manager Shai Agassi gegründete Unternehmen wollte, beginnend in Israel und Dänemark, ein Netzwerk aus Stationen für den Austausch von Autobatterien aufbauen. Dieses System sollte dann mit klassischen Aufladestationen kombiniert werden. Dadurch, so die Idee, wäre eines der Kernprobleme der Branche, die begrenzte Reichweite der Fahrzeuge, gelöst. So einfach war es dann aber doch nicht. Trotz massiver Investments, insgesamt etwa 651 Millionen Euro, blieb der prognostizierte Kundenansturm aus und das Unternehmen musste im Mai 2012 Konkurs anmelden.

Die Gründe hierfür sind vielseitig. Zum einen führten die hohen Investitionskosten zu Cash-Flow-Problemen. Zum anderen blieb die erreichte Marktpenetration weit hinter den Firmenprognosen zurück. Wie groß die Kluft zwischen Erwartungen und Realität in der Branche sein kann, sieht man an den Zahlen: 100.000 Autos wollte Agassi bis 2010 in Israel verkaufen, tatsächlich waren es weniger als 1000.

Das Scheitern zeigt, dass massive Investitionen in Ladestationen allein nicht ausreichen um die Elektromobilität in Fahrt zu bringen. Was es braucht, sind leistbare Fahrzeuge und ein echtes Vertrauen der Konsumenten in die Zukunftsfähigkeit der Branche.

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