Start ins digitale Strom-Zeitalter

Start ins digitale Strom-Zeitalter
Mit einer neuen Verordnung der E-Control fällt am Freitag der Startschuss für die Umstellung auf digitale Stromzähler. Smart Meter sollen Kunden beim Energiesparen helfen und bis 2019 in ganz Österreich installiert werden.

Die sonst so starre und behäbige Energiebranche sieht sich derzeit grundlegenden Veränderungen gegenüber. Die Energiewende, ausgehend vom Atomausstieg in Deutschland, ist in aller Munde. Die Auswirkungen und Kosten von Ökostrom werden kontroversiell diskutiert. Und auch das geplante Energieeffizienz-Gesetz lässt die Wogen hochgehen – obwohl es noch nicht einmal in Begutachtung geschickt wurde.

Viel weiter gediehen ist da schon das Thema Smart Meter – also der Tausch der alten, analogen Stromzähler gegen digitale, neue Geräte.

Am Freitag erfolgt mit einer finalen Verordnung der E-Control der Startschuss für die flächendeckende Einführung in Österreich. Bis 2019 sollen 95 Prozent aller Haushalte mit digitalen Stromzählern ausgestattet sein. Österreich folgt damit einer entsprechenden EU-Richtlinie. Bis heute wurden bereits rund 200.000 Smart Meter im Zuge diverser Pilotprojekte installiert.

Die "intelligenten" Zähler, so die Hoffnung von E-Control-Vorstand Martin Graf, sollen den Kunden dabei helfen, bewusster mit Energie umzugehen. Kaum jemand könne mit dem Begriff Kilowattstunde etwas anfangen, die zum Teil verwirrenden Stromrechnungen würden da ihr Übriges tun. Die E-Control ortet durch Smart Meter Einsparungspotenzial bei Strom von fünf bis zehn Prozent. Das entspreche 30 bis 50 Euro Kostenreduktion pro Durchschnittshaushalt und Jahr. Der Tausch der Messgeräte werde ohne Mehrkosten für die Konsumenten vonstattengehen, sagt Graf. Aus der E-Branche verlautet allerdings, dass schon allein wegen der höheren Anschaffungskosten und kürzeren Lebensdauer der Geräte die Netzgebühren steigen werden müssen.

Zeitnah

"Mit der neuen Verordnung soll nun sichergestellt werden, dass Konsumenten zeitnah Daten über ihren Stromverbrauch und ihre Kosten erhalten", erläutert E-Control-Experte Harald Proidl. Zum einen müssen die Kunden einmal pro Monat schriftlich informieren werden. Via eMail. Wer das nicht will, kann auf eine Zusendung per Post bestehen. Zusätzlich muss ein Internetportal geschaffen werden, wo die Kunden bereits den Stromverbrauch und die Kosten des Vortages ablesen können. Zusätzlich müssen Energiespartipps und Verbrauchs-Vergleichswerte über einen aussagekräftigen Zeitraum (z. B. Vormonat oder Jahresvergleich) bereitgestellt werden.

Zukunftsmusik

Firmen wie IBM erhoffen sich von der Einführung von Smart Meter gute Geschäfte. In einem IBM-Forschungszentrum in Südfrankreich wird auch an allerlei zusätzlichen Anwendungen getüftelt, die die Zähler in Kombination mit intelligenten Stromnetzen und Haushaltsgeräten in Zukunft erbringen können.

Auch Google und eBay seien bereits auf das Thema aufgesprungen, verrät Christian Leichtfried von IBM. Er glaubt, dass die Energielandschaft in zehn Jahren kaum wiederzuerkennen sein wird. "Vor zehn Jahren haben wir uns ja auch noch nicht vorstellen können, dass es Smartphones geben wird."

Kärnten: Land macht Kasse mit Kelag-Anteilsverkauf

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Das Land Kärnten beginnt den Abverkauf, um die leeren Kassen zu füllen: Für 100 Millionen Euro gehen 12,85 Prozent am Stromversorger Kelag an den deutschen Energiekonzern RWE. Die Kärntner Energieholding, die zu 51 Prozent dem Land und zu 49 Prozent bereits seit Jahren der RWE gehört, wird sich auf 51 Prozent an der Kelag zurückziehen.

Trotz des Widerstands der Oppositionsparteien in Kärnten wurde das Geschäft bereits im Aufsichtsrat beschlossen. Heute, Freitag, soll die Zustimmung des RWE-Gremiums folgen. Die Opposition in Kärnten hat den Verkauf der Kelag-Anteile als "Verscherbeln einer Zukunftschance" abgelehnt. Das Unternehmen hätte Potenzial zur Wertsteigerung.

Keine Freude mit der Ausbreitung der deutschen RWE in Kärnten hat auch Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. Der Verbund hätte selber gerne die Anteile an der Kelag erworben, zumal er mit 35,12 Prozent am Kärntner Versorger beteiligt ist. "Die Stärke der Kelag in der Wasserkraft hätte gut zum Verbund gepasst", meinte Anzengruber.

Klagenfurt

Aussteigen will der Verbund dagegen aus den Klagenfurter Stadtwerken, nachdem das geplante Gaskraftwerk ad acta gelegt wurde. Über den Verkauf des 49 Prozent-Anteils des Verbund an die Kelag wird bereits verhandelt.

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