Starbucks schließt erstes Haus
Am Sonntag ist Sperrstunde im ersten Haus der US-Kaffeehauskette Starbucks in Wien: In der Filiale in der Kärntner Straße gehen Sonntagabend die Lichter aus. Wohl auch zur Schadenfreude jener, die einst das Ende der Wiener Kaffeehauskultur heraufbeschworen haben: Damals, Weihnachten 2001, als der US-Riese mit seinen Pappbechern in die Stadt geschneit kam.
Im Gepäck hatten die US-Amerikaner große Expansionspläne: Rund 60 Standorte sollten landesweit eröffnet werden, geworden sind es keine zwanzig. Und jetzt schließt das Vorzeigehaus einen Steinwurf von der Wiener Staatsoper entfernt. Es sei renovierungsbedürftig, dazu komme eine Monatsmiete von 25.000 Euro monatlich, berichtet der trend.
In der Branche gilt folgende Daumenregel: Die Monatsmiete sollte in drei bis fünf Tagen hereingespielt werden. An 1-A-Standorten kein Kinderspiel. Und oft auch gar nicht das Ziel. "Das ist mehr Marketing, das man sich auch leisten wollen muss", sagen Branchenkenner. Starbucks wollte das nun offenbar nicht mehr.
In Europa zeigt die Umsatzkurve talwärts, in den USA läuft das Geschäft besser. Unterm Strich hat der Konzern zuletzt weltweit fünf Milliarden Dollar Umsatz eingespielt – in den ersten drei Monaten 2016. Analysten waren dennoch enttäuscht. Sie hatten den weltweit knapp 24.000 Läden noch mehr zugetraut.
Auch der Krapfen mit Loch und Glasur, zu neudeutsch Donut, wird in Österreich nach einer kurzen Anfangseuphorie eher verschmäht. Zumindest wenn man sich die Entwicklung der US-Kette Dunkin’ Donuts anschaut. Nach der Eröffnung im November 2014 kamen mehr Kunden als in den Läden Platz fanden. Die Filiale in der Wiener Mariahilfer Straße erkannte man von Weitem an der sich davor drängenden Menschenmenge. Dann kam plötzlich zu wenig Kundschaft und Anfang Juni 2016 meldete der Franchisenehmer Insolvenz an. 2015 hatte der Betrieb eine Million Euro Verlust angehäuft. Im ersten Quartal kam eine weitere Viertelmillion dazu. Er will dennoch weitermachen – in abgespeckter Form.
US-Konzepte sind meist starr und werden stur über alle Länder gestülpt, meinen Experten. Aber nicht immer. Das zeigt schon das Paradebeispiel McDonald’s. Ausgerechnet in Österreich ist der US-Fast-Food-Riese mit dem Kaffee&Kuchen-Geschäft an den Start gegangen. Mittlerweile gibt es in 176 von österreichweit 195 Standorten McCafes – also überall, wo es baulich möglich ist. "Wir haben an vielen Standorten Senioren als Stammgäste, die zum regelmäßigen Frühstück oder Kaffee-Stammtisch zu uns kommen", sagt McDonald’s-Sprecherin Ursula Riegler. Grund dafür seien auch moderate Preise.
Das hören Kaffeehaus-Betreiber nicht gern. Sie betonen lieber, dass Schnellrestaurant-Ketten keine Konkurrenz sind. Ein echter Kaffeehausbesucher wolle schließlich seine Ruhe, seine Zeitung und jemanden, der ihm den Kaffee an den Tisch serviert.
Coffeeshop Company
Kaffeehausketten kommen nicht immer nur aus den USA. Die Coffeeshop-Company gehört zur burgenländischen Schärf-Gruppe. Österreichweit betreibt Schärf aktuell 31 Coffeeshops, ein große Expansion ist nicht mehr geplant. Zumindest nicht am Heimmarkt. Weltweit gehören mehr als 300 Standorte zur Gruppe, davon 89 in Russland. "Heuer wollen wir dort noch zehn eröffnen", sagt Markus Schärf. Auch in den USA (derzeit 36) und im Nahen Osten wird expandiert.
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