Standort unter Druck: Was Firmen jetzt machen

Ein Arbeiter montiert einen Motor in einer Fabrikhalle.
Heimische Firmen kämpfen mit Effizienzsteigerungen, aber auch mit Personalabbau gegen die wirtschaftliche Lage an. Viele überlegen laut einer Studie auch, abzuwandern.

Zusammenfassung

  • Viele heimische Firmen reagieren auf wirtschaftlichen Druck mit Effizienzsteigerungen, Weiterbildung und Personalabbau.
  • 61 Prozent der Unternehmen denken laut Studie über eine (Teil-)Abwanderung nach, wobei mangelnde Planungssicherheit und geopolitische Unsicherheiten als Gründe genannt werden.
  • Infrastruktur, Innovation und gut ausgebildete Mitarbeiter gelten als entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit, wobei besonders die Rohstoffgewinnung im Land forciert werden soll.

Energie- und Rohstoffpreise, Bürokratie und die Teuerung machen heimischen Unternehmen zu schaffen. Die kämpfen gegen die Krise an und versuchen gegenzusteuern. 53 Prozent haben ihre Prozesse optimiert, 41 Prozent setzen auf Weiterbildung. 37 Prozent bauen auch Personal ab, heißt es im Infrastrukturreport 2025 der Initiative Future Business Austria, der am Freitag bei einem Symposium in der Wirtschaftskammer präsentiert wird. 

Viele denken aber auch darüber nach, abzuwandern. Die Frage, ob der eigene Betrieb schon überlegt habe, komplett oder mit Teilen Österreich zu verlassen, beantworteten 61 Prozent der befragten heimischen Manager mit Ja. Im Vorjahr waren es im Vergleich dazu 56 Prozent. 

"Nur weil Überlegungen angestellt werden, heißt das nicht, dass das auch gemacht wird", relativiert David Ungar-Klein, Studienmitautor und Gründer der überparteilichen Initiative. Er geht davon aus, dass sich die Abwanderungslust mit dem Anspringen der Konjunktur wieder deutlich verringern wird. Die Lage sei vor allem wegen geopolitischer Themen schwierig, sagt Ungar-Klein: "Es wird gerade vieles neu geordnet. Unternehmen haben keine Planungssicherheit."

Infrastruktur entscheidend 

Als entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit wird vom Gros der befragten Manager (56 Prozent) die Infrastruktur genannt. Innovation und Forschung (55 Prozent) sowie gut ausgebildete Mitarbeiter (53 Prozent) folgen.

Mit der Qualität und dem Ausbauzustand der heimischen Infrastruktur sind die Unternehmen weitgehend zufrieden. Besonders hoch ist die Zufriedenheit in den Bereichen Telekommunikation (93 Prozent) und Straße (90 Porzent). Auf den hinteren Rängen die Energie- und die Gesundheitsinfrastruktur mit denen 38 bzw. 35 Prozent der Manager heimischer Unternehmen wenig oder gar nicht zufrieden sind. 

David Ungar-Klein

Initiator von Future Business Austria: David Ungar-Klein.

Als wesentlich wird von heimischen Unternehmen auch die Rohstoffgewinnung im Land erachtet. 77 Prozent der befragten Manager sprechen sich für die Erschließung eigener Öl- und Gasvorkommen in Österreich aus. 83 Prozent wollen, dass der Bergbau zum Abbau industriell wichtiger Materialien forciert wird. In Zeiten wachsender globaler Abhängigkeiten und fragiler Lieferketten sei der Ausbau nationaler Rohstoffkapazitäten ein unerlässlicher Standortfaktor, heißt es dazu in dem Report. 

"Jammern auf hohem Niveau"

Es gebe zwar viele Defizite, im internationalen Vergleich stehe der Standort aber gut da, sagt Ungar-Klein. Österreich gehöre zu den reichsten Ländern der Welt, auch die Rahmenbedingungen seien trotz allem gut. Er spricht von "Jammern auf hohem Niveau". 

Verbesserungsbedarf sieht er in der Infrastrukturpolitik. Im Gegensatz zu anderen Ländern sei die ein "Stückwerk". Es brauche eine ganzheitliche Strategie, die Verkehr, Energie, Kommunikation und Umwelt umfasse. Ungar-Klein spricht sich auch dafür aus, den Standort nicht schlechtzureden, sondern positiv auf die Lage zu blicken: "Nur so können wir den Aufbruch schaffen."

Illustration mit bunten Figuren und Beschriftung: Standort Österreich: Wie sieht die Zukunft der Österreichischen Wirtschaft aus?

Kommentare