Staat hilft Uni-Ausgründungen auf die Beine
In Österreich fließt sehr viel Steuergeld in die universitäre Forschung, doch bei der wirtschaftlichen Verwertung der Forschungsergebnisse hinkt das Land hinterher. Im Vorjahr gab es an den 22 heimischen Universitäten in Summe 23 Ausgründungen (Spin-offs), ein Jahr davor waren es nur 19.
Der mangelnde Output bei hohem Input wird von Experten seit Jahren kritisiert. Rechtzeitig vor der Nationalratswahl wollen Wirtschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) und Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) jetzt den Unis mehr Gründergeist einimpfen. Mahrer startete an der Technischen Universität (TU) Wien seine schon im Vorjahr angekündigte Initiative "Spin-off Austria". Vorbild dafür ist das Pioneer-Fellowship-Programm an der ETH Zürich.
Von der Forschung zur Geschäftsidee
Die Initiative soll dazu beitragen, Forschungsergebnisse in konkrete Geschäftsideen zu gießen und diese bis zur Gründung eines Unternehmens voranzutreiben. Junge Forscher, die ihre Masterarbeit oder Dissertation machen, können sich ab sofort bis 18. Jänner um ein "Fellowship-Programm" bewerben. Im Rahmen des Programms erhalten sie maximal 500.000 Euro für bis zu 18 Monate, um ihre Idee bis zur Marktreife weiterzuentwickeln. Unterstützt werden sie dabei von Mentoren aus der Wirtschaft wie etwa Infineon-Chefin Sabine Herlitschka. Auch Weiterbildungsmaßnahmen können besucht werden. Das Fellowship-Programm ist mit zunächst 15 Millionen Euro dotiert und wird über der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) koordiniert. Mahrer will damit zumindest 50 Spin-offs unter die Arme greifen.
Risikokapitalfonds
Das staatliche Fördergeld sieht der Minister als "Anschubhilfe", für die Anschlussfinanzierung soll 2018 ein internationaler Risikokapitalfonds aufgelegt werden. "Es geht hier nicht um Start-up-Förderung. Wir wollen nicht den Durchschnitt fördern, sondern die Besten der Besten", betonte Mahrer. Zur besseren Vernetzung mit der Wirtschaft sollen die an den Unis eingerichteten Wissenstransferzentren eingebunden werden. TU-Rektorin Sabine Seidler sprach von einem "Lückenschluss" zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und erfolgreichen Ausgründungen. Allein an der TU gab es im Vorjahr 1300 Masterarbeiten und 300 Dissertationen.
Bildungsministerin Hammerschmid will im Zuge der Uni-Finanzierung budgetäre Anreize für Ausgründungen schaffen. Sie regt einen "Entrepreneurship-Bonus" von jährlich 100.000 Euro pro Uni an, wenn diese verpflichtende Module in Bachelor-Studien einbauen. Ferner sollen für jedes erfolgreiche Spin-off 400.000 Euro für die Anstellung von Wissenschafter fließen. Bei 20 erfolgreichen Spin-offs würden beide Maßnahmen jährlich rund zehn Millionen Euro kosten. Außerdem will sie die Mittel des Wissenschaftsfonds FWF verdoppeln.
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