Sporthandel läuft wieder gut - Angst vor erneutem Lockdown bleibt
Sportartikel verkaufen sich aktuell wieder gut. Vor allem in den Bereichen Fahrrad und Mobilität, aber auch im Bereich Outdoor läuft das Geschäft. Auch dass der Tourismus wieder Fahrt aufnimmt, stimmt die Branche positiv, kommen doch über 70 Prozent der Umsätze aus dem Ausland. Die steigenden Corona-Infektionszahlen geben dem Branchensprecher Michael Nendwich im APA-Gespräch trotzdem Anlass zu Sorge: Erneute Grenzschließungen und Lockdowns wären für den Sporthandel fatal.
Nachdem die coronabedingten Schließungen und Einreisebeschränkungen dem Sportartikelhandel im letzten Winter ordentlich zugesetzt haben, scheint es nun wieder bergauf zu gehen. Die Nachfrage nach Fahrrädern als "nachhaltiges und im Sinne des Pandemiegeschehens sicheres Verkehrsmittel" ist auch in diesem Sommer stärker als das Angebot, erklärte Nendwich. Eine weltweit hohe Nachfrage in Verbindung mit Lieferengpässen durch geschlossene Fabriken und hohe Transportkosten hätte die Preise für Fahrräder in Österreich heuer um 8 bis 10 Prozent in die Höhe getrieben. Sofern man nicht auf eine spezielle Marke oder ein besonderes Modell fixiert sei, bekomme man aber nach wie vor Räder im Einzelhandel, so Nendwich.
Die vergangene Wintersaison wird voraussichtlich auch im kommenden Winter noch spürbar sein: "Wir sitzen nach wie vor auf tausenden Paar Ski, die wir nicht verkaufen konnten", erklärte Nendwich. Das habe Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette der österreichischen Ski-Hersteller. Die neuen Modelle habe man dort auf ein Minimum reduziert, damit zuerst die lagernden Ski verkauft werden können. Nun hoffe man auf einen starken Winter, damit dann währenddessen neue Modelle nachbestellt werden, so Nendwich.
1,85 Milliarden Ausgaben
Private Haushalte haben 2020 rund 1,85 Mrd. Euro im österreichischen Sportartikelhandel ausgegeben. Gegenüber dem Jahr 2019 hat sich beim Umsatz im Sportartikel-Einzelhandel 2020 ein leichtes Minus von 1 Prozent ergeben.
Das Infektionsgeschehen bereitet trotz des aktuell positiven wirtschaftlichen Trends Sorgen: "Wir sehen, dass die Maßnahmen, die ergriffen werden, trotz Impfungen die gleichen bleiben wie vor einem Jahr", erklärte Nendwich und verwies auf Reisebeschränkungen und Schließungen. Noch so ein Winter wie der vergangene wäre für viele der heimischen Sporthändler ein Todesurteil, so Nendwich. Ein Blick in Nachbarländer zeige, dass es auch dort bereits erneute Schließungen gebe. So sei eine der ersten Maßnahmen in den Niederlanden die Schließung der Nachtgastronomie gewesen. "Wenn die Zahlen auch bei uns steigen, haben wir schon zwingend das Gefühl, dass man sich des einfachsten Instrumentariums bedient, nämlich des Zusperrens", befürchtet der Branchensprecher.
EU-Lösung gesucht
Es brauche deshalb jetzt Lösungen, die das wirtschaftliche Leben der Branche sichern. Dabei sei es wichtig, einheitliche Regelungen auf europäischer Ebene zu finden, auch weil über 70 Prozent des Umsatzes im Sportartikelgeschäft von Touristinnen und Touristen aus dem Ausland kommen: "Österreichische Lösungen helfen uns wenig, wenn die Nachbarländer die Grenzen zusperren", erklärte Nendwich. Außerdem müsse man an die Eigenverantwortung der Bevölkerung appellieren, um die Durchimpfungsrate zur erhöhen. Ob jemand sich impfen lässt oder nicht, sei aber trotzdem eine persönliche Entscheidung, die man akzeptieren müsse.
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