Dabei sehen die PACC-Leute keinen Tatort, wie der aus TV-Serien bekannte Name für „Crime Scene Investigation“ vermuten ließe. Sie werken vielmehr am Schreibtisch, im Hintergrund, an leistungsstarken Rechnern.
Ihr Metier ist die Analyse gigantischer Datenmengen, um Auffälligkeiten zu finden, und so die Arbeit der Steuerfahnder und Betriebsprüfer noch effizienter zu machen.
„Wir haben Zugriff auf alle Kennzahlen aus historischen Steuererklärungen plus aktuelle Daten aus dem Firmenbuch oder der Sozialversicherung. Daraus resultieren Risikobewertungen, die im Fall des Falles an die Betriebsprüfer gehen“, schildert PACC-Leiter Christian Weinzinger im KURIER-Gespräch.
Die Arbeit lohnt: Die Analyse historischer Daten, um zukünftige Ereignisse vorherzusagen („Predictive Analytics“) erleichtert die Arbeit der Prüfer enorm. Zu 80 Prozent gehe es da um Betriebe, zu 20 Prozent um Arbeitnehmerveranlagungen. Zwischen 2016 und 2019 konnte das PACC in Zusammenarbeit mit der Betriebsprüfung dazu beitragen, dass Steuerrückforderungen über 650 Millionen Euro möglich wurden. Dazu wurden z. B. im Vorjahr 24 Millionen Lohnzettel zu mehr als 500.000 geprüften Steuerveranlagungen gescreent.
Die neueste und schwierigste Aufgabe für das PACC ist die Jagd auf Kryptowährungsbetrüger. Im Fokus der Ermittler ist hier die mögliche Steuerhinterziehung durch Mining-Unternehmen, beim Handel mit Kryptowährungen, im Online-Handel sowie im Bereich der Geldwäsche.
Dabei werden Datenlieferungen von anderen Ländern oder Sachverhalte, die aus Betriebsprüfungen entstehen, aufgegriffen und mithilfe eines Blockchain Analysetools geprüft. Weinzinger: „Wir stecken aber noch in den Kinderschuhen. Wir bekommen nur sporadisch Daten aus dem Ausland mit Österreich-Bezug oder manchmal völlig unzureichende Daten wie einen IBAN und den Spitznamen eines Users auf einer Kryptobörse. Den Verdacht dann einer konkreten, realen Person zuzuordnen, ist extrem schwierig.“
Dennoch soll der Kampf gegen Kryptowährungsbetrüger intensiviert werden. Das PACC kooperiert im Rahmen des „Krypto-Monitors“ mit Finanzmarktaufsicht, Innenministerium, Uni Innsbruck und dem Austrian Institute of Technology. Die Analyse-Software muss ständig verbessert werden. Weinzinger: „Die technologische Entwicklung ist so rasant, eine einzelne Behörde kann hier nicht Schritt halten. Aber die Gesetzgeber weltweit haben da eine Entwicklung verschlafen, die wir in den nächsten Jahren definitiv nachholen müssen.“ Minister Blümel ist zuversichtlich: „Besonders im unregulierten Bereich der Kryptowährungen intensivieren wir mit dem PACC den Kampf gegen Betrüger und Erpresser und schützen damit unsere Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen“.
Vergleichsweise simpel: Seit dem Vorjahr führt das PACC auch Plausibilitätsprüfungen bei Covid-Förderanträgen durch. Mit Erfolg: Es wurden Anträge über 9,1 Milliarden Euro geprüft. Danach wurden Anträge über 440 Millionen Euro zurückgezogen oder abgelehnt.
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