Sparkurs der Banken kostet Tausende Jobs

Selbst ist der Kunde: In den Banken wird immer weniger Personal benötigt
Gewerkschaft warnt vor weiteren Auslagerungen und überlegt Arbeitsstiftung.

Den rund 77.000 Beschäftigten in der heimischen Bankenbranche stehen düstere Zeiten bevor. Die unter massiven Kostendruck stehenden Institute werden in den nächsten Jahren vor allem beim Personal sparen, fürchtet die Gewerkschaft und schlägt Alarm: Laut Bankenverband dürften in den nächsten fünf bis zehn Jahren 30 bis 50 Prozent aller Bankfilialen zusperren. Vom Kahlschlag sind Tausende Stellen betroffen. Schon im Vorjahr ging die Zahl der Beschäftigten um 1500 zurück.

Zu den Filialschließungen kommen permanente Prozessoptimierungen sowie Auslagerungen ganzer Tätigkeitsbereiche an verbundene Konzern-Töchter oder externe Dienstleister. So arbeiten etwa bei der Bank Austria nach Betriebsratsangaben schon ein Drittel der Mitarbeiter nicht mehr in der Bank selbst. In der Bawag ist es jeder fünfte. "Das Outsourcing vernichtet die Jobs schleichend", sagt Wolfgang Pischinger, oberster Bankengewerkschafter in der GPA-djp. In zwei Drittel aller Fälle gebe es ferner die Absicht, auf einen billigeren Kollektivvertrag (KV) zu wechseln. Die Arbeiterkammer Wien nahm 25 Outsourcing-Projekte heimischer Großbanken unter die Lupe und stellte fest, dass rund 800 der ausgelagerten 2600 Arbeitsplätze für immer verloren gehen dürften – die Hälfte davon ins Ausland.

"Die Verlagerungen betreffen immer mehr das Kerngeschäft von Banken", analysiert AK-Betriebswirt Heinz Leitsmüller. "Früher waren es die Kantine oder der Fuhrpark, jetzt ist es die Kreditabwicklung oder das Risikomanagement." Wenn aber Kundendaten im Ausland landen, werfe dies vermehrt datenschutzrechtliche Fragen auf.

Branchenstiftung

Um den erwartbaren Stellenabbau abzufedern, fordert die Gewerkschaft arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie die Einrichtung einer Branchenstiftung. Dort könnten arbeitslose Bankmitarbeiter für andere Berufe umgeschult werden. Um eine weitere KV-Flucht zu verhindern, sollte der Banken-KV auf banknahe Dienstleistungen ausgeweitet werden.

Unabhängig davon geht GPA-djp-Chef Wolfgang Katzian davon aus, dass der Banken-KV auch für die zwei neuen Abwicklungsbanken der Hypo Alpe Adria und der Volksbanken AG zu gelten hat. "Wir sind in rechtlicher Prüfung", so Katzian, er rechne aber damit, dass auch nach einer Aufgabe der Bankenkonzession der KV nachwirkt. Mit dem Fall AUA habe das Höchstgericht klargestellt, dass Firmen nicht so einfach in einen billigeren Kollektivvertrag flüchten könnten.

Deutschland

Auch Deutschlands Banken stehen vor radikalen Personalkürzungen, prophezeit eine Studie von Bain & Company. Die Managementberatung hält auf Zehn-Jahres-Sicht die Schließung von weiteren 11.000 Filialen und den Abbau von einem Fünftel der 630.000 Arbeitsplätze in der Branche für nötig. Viele Banken hätten ein überholtes Geschäftsmodell und seien zudem renditenschwach. Nach Einschätzung der Experten dürften sich langfristig im Bankwesen nur drei Geschäftsmodelle durchsetzen: Global Player wie die Deutschen Bank, stark regionalisierten Institute wie die Sparkassen sowie spezialisierte Häuser wie reine Vermögensverwaltungen.

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