Sparen zulasten der Apotheken
Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Mitten in den (inzwischen gescheiterten) Verhandlungen zwischen Hauptverband und Pharmabranche um einen neuen Rahmenvertrag erscheint eine Studie, die neue Einsparungspotenziale ausfindig macht – bei den rund 1350 Apotheken im Land. Die „geschützte Branche“ erwirtschafte nach wie vor „üppige Erträge“, analysiert Studienautor Andreas Kreutzer von Kreutzer Fischer & Partner.
Von diesem Kuchen könne etwas abgeschnitten werden. Als zentrale Maßnahmen schlägt die Studie den Ausbau von ärztlichen Hausapotheken vor. „Gelänge es, die Hälfte aller öffentlichen Apotheken bei Ärzten unterzubringen, würde das Gesundheitssystem jährlich um 180 Millionen Euro entlastet“, rechnet Kreutzer vor.
Arzt-Apotheken
Arznei-Ausgabestellen könnten fixer Bestandteil der geplanten Primärversorgungszentren werden, schlägt Kreutzer vor. Patienten müssten dann für ihre Tabletten nicht einen Extraweg auf sich nehmen. Dies brächte Synergieeffekte im Personal- und Sachaufwand und die Ärzte würden auch nicht die volle Gewinnmarge der Apotheker benötigen.
Die Apothekerkammer spricht von „Polemik“ und kann die Zahlen nicht nachvollziehen. „Mit der Abschaffung von Apotheken würden ja auch die Leistungen, die die Apothekerschaft täglich erbringt, abgeschafft“, kontert Kammer-Sprecherin Gudrun Kreutner. Die Kreutzer-Idee würde zu einer massiven Verschlechterung in der Qualität, Versorgung und Betreuung führen. Außerdem gebe es Interessenskonflikte: „Der Arzt sollte schließlich nicht am Arzneimittel verdienen, das er verordnet.“
Nacht-Apotheken
Einsparungen ortet Kreutzer u.a. auch durch fixe Nachtdienst-Apotheken, die das bestehende, rollierende Bereitschaftssystem ablösen könnten. Für Kreutner macht das „wenig Sinn“, schließlich hätten für die österreichweite Versorgung jede Nacht knapp 300 Apotheken Bereitschaft.
Die Nachtdienste werden übrigens derzeit fast zur Gänze von den Apotheken selbst finanziert, was jährlich 33 Mio. Euro kostet. Branchenvertreter stöhnen unter den steigenden Kosten und wollen daher künftig auch öffentliche Quellen anzapfen.
Der Finanzminister setzt aber vorerst den Rotstift an. Von 2016 bis 2018 müssen die Apotheken einen jährlichen Finanzierungsbeitrag von 3,5 Millionen Euro für die Arzneimittelaufsicht AGES beisteuern. Die Kammer sieht dies nur als vorübergehende Überbrückung. Nach 2018 „müssen andere Lösungen gefunden werden“.
Die Krankenkassen stöhnen unter immer teureren Medikamenten, die die Budgets sprengen. Durch neue Therapien wie etwa gegen Hepatitis-C erwartet der Hauptverband heuer eine Steigerung der Kassenausgaben für Medikamente von sieben bis acht Prozent. Die Pharmaindustrie soll den Krankenkassen daher einen jährlichen Rabatt von 125 Millionen Euro gewähren.
Die Pharmabranche wehrt sich mit einer eigenen Vergleichsstudie gegen den Vorwurf, bei den Arzneimitteln zu teuer zu sein.
Demnach liegen die Preise in Österreich unter dem Durchschnitt von a5 verglichenen EU-Ländern. Im Schnitt kostet eine Packung bei Abgabe in der Apotheke ohne Umsatzsteuer 15,97 Euro, während der EU-15-Mittelwert bei 17,20 Euro liegt. Finnland ist mit 30,50 Euro an der Spitze, gefolgt von Deutschland mit 28,24 Euro. Werden 25 EU-Länder verglichen, beträgt der Durchschnittspreis 13 Euro. Den Schnitt drücken Länder wie Rumänien mit einem Preis von 5,69 Euro. Jan Oliver Huber, Generalsekretär vom Verband der Pharmazeutischen Industrie (Pharmig), verweist darauf, dass zwischen 2010 und 2014 die Arzneimittelausgaben um sechs Prozent gewachsen sind, die Inflation jedoch um neun Prozent. Für heuer rechnet er mit einem Ausgabenplus von maximal fünf Prozent.
Pharmig-Chef Jan Oliver Huber hält die Berechnungen der Krankenkassen für überzogen
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