Spar Veggie erreicht ein Umsatzplus von 13 Prozent. Ist das ein nachhaltiger Trend?
Sowohl der Bereich mit veganen als auch vegetarischen Produkten wird weiterwachsen. Wir sind überzeugt, dass es ein Trend ist, der bleibt. Wir selbst produzieren vegane Extrawurst und veganen Leberkäse auf Basis von Erbsenprotein. Diese Produkte werden alle sehr gut angenommen und schmecken auch wirklich sehr gut.
Die Zahl der Spar-Standorte in Österreich ist de facto gleichgeblieben. Sie wollen aber in Ostösterreich ja neue Märkte bauen. Wann ist es so weit?
Wir werden heuer in Österreich über 400 Millionen Euro investieren und damit unter anderem über 60 Märkte renovieren, ausbauen oder neu eröffnen.
Österreich ist bei der Zahl an Supermärkten in Europa führend. Braucht es wirklich noch weitere Filialen?
Es gibt ja noch immer weiße Flecken, wie zum Beispiel in Wien. Das ist eine wachsende Stadt und wir sind hier noch knapp unter unserem mittelfristigen Ziel von 30 Prozent Marktanteil. Außerdem ist für uns Eigenkonkurrenz immer besser als Fremdkonkurrenz.
Das Einweg-Pfand hat Spar inklusive Infrastruktur und Maschinen 62 Millionen Euro gekostet. War das neue System so viel Geld wert und notwendig?
Nein. Weil wir mit der ARA ein toll funktionierendes System mit den gelben Säcken haben, einzigartig in Europa. Leider wurde aber vor allem in Wien keine hohe Sammelquote erreicht. In Tirol liegt sie bei über 90 Prozent.
Wieso kommt die breite Kritik erst jetzt?
Wir haben das neue System immer schon kritisiert. Aber viele merken erst jetzt, welche Bürokratie und welche Investitionen es bedeutet. Kleinere Märkte können die Summen gar nicht investieren. Das wurde zu wenig bedacht. Auf Kundenseite funktioniert die Rückgabe jedoch sehr gut. Wir bieten dabei auch an vielen Standorten eine Möglichkeit zum Händewaschen an, weil ja gerade oft Dosen nicht ganz leer sind.
Die Zahl der Standorte Ihrer Sportkette Hervis sinkt. Mitbewerber haben sich überhaupt vom österreichischen Markt zurückgezogen. Ist der Onlinehandel schuld?
Nein, sondern die generelle Kaufzurückhaltung. Zudem funktionieren die Verleihstationen sehr gut, speziell bei Skiern. Zudem gab es während der Pandemie viele Vorziehkäufe. Viele Händler haben die Läger gefüllt und die Dinge aber dann nicht mehr verkaufen können. Jetzt sitzen sie auf alter Ware. Wir zum Glück nicht. Bezüglich der Zahl der Standorte haben wir uns vor allem von örtlichen Dubletten verabschiedet. Das werden wir heuer im einstelligen Bereich fortsetzen.
Spar betreibt auch Shoppingcenter. Wie stellt sich in dem Bereich die Situation dar?
Wir betreiben im In- und Ausland 31 Shoppingcenter, die alle sehr erfolgreich sind, weil auch der Branchenmix perfekt passt. Das ist sehr wichtig, dann kann man auch, wenn mal ein Händler ausfällt, sofort nachbesetzen.
Wie ist die aktuelle Situation in Ungarn, wo es eine Sondersteuer für ausländische Einzelhändler gibt?
Das EU-Vertragsverletzungsverfahren ist eingeleitet. Wir hoffen auf eine schnelle Lösung. Nach wie vor müssen wir 4,5 Prozent des Nettoumsatzes als Sondersteuer zahlen. Bei 1,7 Prozent EBT-Marge kann man derzeit in dem Land nicht gewinnbringend wirtschaften. Aber ein Rückzug ist kein Thema, wir sind die Nummer 2 am Markt. Ein politischer Wechsel in dem Land würde vielleicht helfen, europäischer und demokratischer zu agieren.
Ihr stärkster Mitbewerber wurde vor kurzem zu einer sehr hohen Millionenstrafe verurteilt. Glauben Sie, dass die Wettbewerbsbehörde generell strenger sein wird?
Nein, das glauben wir nicht. Man muss sich halt wohl verhalten und im Zweifel die BWB mit ins Boot nehmen.
Was sind Ihre Erwartungen bzw. Wünsche an die neue Bundesregierung?
Eine Senkung der Lohnnebenkosten wäre sehr wichtig, die Personalkosten sind ein Riesenfaktor. Und man muss sich überlegen, ob die Kriterien der Wettbewerbsbehörde nicht aktualisiert gehörten. So ist jeder Standort mit mehr als 5 Millionen Euro Umsatz meldepflichtig. Die Summe ist seit rund 15 Jahren gleich. Alleine nach der Inflationsrate müssten es knapp 10 Millionen sein.
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