NÖM mit Spar: Einigung nach Milchboykott

Es war ein wirklich außergewöhnlicher Streit, der da am 27. Oktober des Vorjahres ausgebrochen ist.
An diesem Tag wiesen die Bauern der MGN Milchgenossenschaft Niederösterreich ihre Molkerei, die NÖM in Baden an, keine Milchprodukte mehr an Spar zu liefern. Die Bauern können das, weil die rund 2.500 Mitglieder der Genossenschaft nicht nur die Rohmilch an die NÖM liefern, sondern weil sie auch zu 35 Prozent an der NÖM beteiligt sind. Die anderen 65 Prozent gehören der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien.
Dem ungewöhnlichen Lieferstopp war ein veritabler Preiskampf vorausgegangen. Beide Seiten hatten auch ihre jeweils sehr guten Argumente, warum eine Preiserhöhung quer durch das NÖM-Milchsortiment unbedingt notwendig sei, beziehungsweise – aus Sicht der Supermarktkette – nicht zu rechtfertigen wäre.
MGN-Geschäftsführer Leopold Gruber-Doberer sagte im Kern, eine Preisanhebung sei unumgänglich, weil die Bauern von der fairen Vermarktung ihrer Milch abhängig seien. Spar erklärte hingegen, dass man eine generelle Preiserhöhung im zweistelligen Prozentbereich auf das gesamte Sortiment im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten nicht akzeptieren könne.
Und so war die Pattsituation perfekt, die bis Donnerstag vergangener Woche anhielt. Da gelang ein jetzt erst durchgesickerter Kompromiss zwischen der zweitgrößten Molkerei Österreichs (nach Berglandmilch) und dem Marktführer im Lebensmitteleinzelhandel.
Spar-Sprecherin Nicole Berkmann bestätigte im Gespräch mit dem KURIER: „Ja, vergangene Woche gelang nach langen Verhandlungen eine Einigung. Die Produkte fließen ab dieser Woche wieder in unser Sortiment ein, so schnell die NÖM eben liefern kann. Wie der Kompromiss genau aussieht, kann ich nicht sagen. Das sind Geschäftsgeheimnisse.“
So hält es auch NÖM-Vorstand Andreas Berger. Er sagt zum KURIER lediglich: „Nach harten Verhandlungen auf Augenhöhe konnte mit Spar eine Einigung erzielt werden.“ Über Details von Geschäftsvereinbarungen gibt er keine Auskunft.
Insider sagen, dass nach dem Auffüllen der Lager alle NÖM-Produkte in rund 14 Tagen wieder vollflächig bei Spar erhältlich sein werden. Ironie oder nicht: Aufgrund besonderer Abmachungen hatte die Molkerei nur die Produkte mit dem eigenen NÖM-Logo nicht geliefert. Die von ihr produzierten Spar-Eigenmarken wurden aufgrund der geltenden Verträge weiter an Spar geliefert.
Ein Milchbauer, der anonym bleiben wollte, brachte seine Freude über die Einigung mit Spar zum Ausdruck. Er führt sie auch darauf zurück, dass die Konsumenten die NÖM-Produkte schätzen, durchaus vermisst hätten und deshalb ordentlich Druck auf Spar entstanden sei.
Bei Spar wollte man dieses Argument nicht wirklich gelten lassen. Auch die in der Zeit des NÖM-Lieferstopps alternativ angebotenen Produkte der Berglandmilch hätten sich „sehr gut verkauft“, hieß es dazu.
Heftigere Diskussionen hatte es im Übrigen auch zwischen der NÖM und Rewe (Billa) gegeben. Man habe sich aber grundsätzlich geeinigt, sagte Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti bereits im Dezember.
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