Spar-Chef ärgert sich über Symbolpolitik und setzt auf eigene Rezepte
Früher waren die Fronten geklärt: Lebensmittelproduzenten haben für den Essensnachschub gesorgt, Händler für dessen Verkauf. Heute lassen Händler verstärkt ihre eigenen Labels produzieren und machen so der Markenartikelindustrie Konkurrenz. „Vor 15 Jahren lag unser Eigenmarkenanteil bei 20 Prozent, mittlerweile sind wir bei mehr als 40 Prozent“, erläutert Spar-Chef Gerhard Drexel im Club der Wirtschaftspublizisten. In internen Meetings spricht er in diesem Zusammenhang gerne über seinen „Unabhängigkeitsindex“. Erklärung: „Bei den anderen 60 Prozent müssen wir nehmen, was uns die internationale Industrie anbietet.“ Und das schmeckt Drexel immer weniger.
Ärger über Symbolpolitik
Seiner Meinung nach reagiert die Industrie zu langsam auf gesellschaftliche Trends, wie den Wunsch nach weniger Zucker oder das Aus für Palmöl. Nicht zufällig besetzt Spar daher mit Eigenmarken (wie S-Budget, Spar Premium, Free from) genau diese Themen.
Von einer Zuckersteuer, wie sie Großbritannien eingeführt hat, hält Drexel aber überhaupt nichts. „Reine Symbolpolitik“, winkt er ab. Nach der Einführung der Zuckersteuer hätte die Industrie zwar den Zucker für den britischen Markt reduziert, aber im Gegenzug mehr Süßstoff eingesetzt. „Ein Irrsinn. Der ist ja noch ungesünder als Industriezucker.“
Auf die Frage, wo die Spar-Eigenmarken produziert werden, bleibt der Konzernchef vage. Wenn möglich, würde er in Österreich fertigen lassen, etwa bei heimischen Molkereien oder im Bereich Fruchtsaft bei der Firma Rauch.
Ein Blick ins Supermarktregal zeigt aber, dass das nur ein Teil der Wahrheit ist. Die S-Budget-Butter kommt zum Beispiel aus Bayern. Drexel argumentiert: „Das liegt daran, dass es in Österreich nicht genügend Milch für die Produktion der Diskontbutter gegeben hat.“ Und dass die Spar Irish Gold Butter aus irischer Milch gemacht ist, die in Deutschland verarbeitet wurde, sei nur logisch, findet Drexel. Mit diesen beiden Ausnahmen würde aber jede Butter im Spar-Regal aus Österreich kommen, betont er.
Bei den Bauern gehen derweil die Wogen hoch. Sie monieren, dass Händler immer höhere Standards fordern, aber diese nicht entsprechend abgelten wollen. Ein Vorwurf, den Drexel freilich zurückweist. Man würde „fordern und fördern“, sagt der Handelsmanager, der mit 32,5 Prozent Marktanteil die Nummer eins im heimischen Lebensmitteleinzelhandel ist. Dieser ist stark konzentriert. Die großen drei Handelsketten – Rewe, Spar und Hofer – teilen sich 85 Prozent des Marktes untereinander auf.
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