Spaniens Banken brauchen bis zu 62 Mrd.
Donnerstag Abend hatte das Rätselraten um den Finanzbedarf der spanischen Banken ein Ende: Zwischen 51 und 62 Milliarden Euro werden für die Sanierung der angeschlagenen Geldinstitute notwendig sein. Das geht aus zwei Gutachten der Wirtschaftsberatungsunternehmen Roland Berger und Oliver Wyman hervor. Auf Basis der Analysen will die spanische Regierung nun den formalen Antrag auf Hilfsgelder stellen. Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker geht davon aus, dass dies bis Montag der Fall sein wird.
Rettungsfonds
Offenbar wird Spanien nicht die volle Summe aus einem Euro-Rettungsschirm beziehen, da einige Banken Geld aus privaten Quellen bekommen sollen. Die EU-Partner hatten vor knapp zwei Wochen signalisiert, Spanien Notkredite bis zu 100 Milliarden Euro bereitzustellen. Die Märkte hat das jedoch nicht beruhigt; Spanien bezahlt noch immer Rekord-Zinsen für seine Staatsanleihen.
Das Geld soll zunächst aus dem bestehenden, temporären Rettungsschirm EFSF kommen, bis der permanente Rettungsfonds ESM in Kraft tritt. Dieser soll planmäßig im Juli starten, in mehreren Staaten gibt es aber Probleme mit der Ratifizierung.
Der Unterschied zwischen EFSF und ESM: Kommen die Gelder aus dem ESM, gelten für Spanien strengere Auflagen; im Falle eines Zahlungsausfalls würden die Geldgeber des ESM gegenüber privaten Gläubigern bevorzugt behandelt. Eine Bedingung, um Geld aus dem ESM zu bekommen, erfüllte Spanien am Donnerstag: Das Parlament stimmte dem Fiskalpakt zu, der die Neuverschuldung der Länder einschränkt.
Feilschen mit Spanien
Über andere Konditionen für die Kredite wird hinter den Kulissen nach wie vor gefeilscht. Spanien will offenbar verhindern, dass die Bankenrettung auf das Defizit und die Staatsschulden angerechnet wird.
Zweites großes Thema am Donnerstag war Griechenland. Die neue Regierung will bekanntlich mehr Zeit, um die strengen Sparauflagen zu erfüllen. Vereinbart wurde mit den Geldgebern, dass das Haushaltsdefizit bis 2014 unter die Grenze von drei Prozent gedrückt wird. Athen möchte dafür zwei Jahre mehr Zeit erhalten – bis Ende 2016. Finanzministerin Maria Fekter sagte, man werde sich „anschauen, wie viel Griechenland durch den Wahlkampf versäumt hat. Wenn hier viel versäumt wurde, dann werden sich die Griechen umso mehr anstrengen müssen.“ Soll den Griechen mehr Zeit gegeben werden? Fekter verwies darauf, dass das derzeitige Programm für Griechenland bis 2020 laufe: „Wenn sie dann doch vielleicht ein oder zwei Jahre dranhängen müssen, da bin ich überzeugt, daran wird es nicht scheitern.“
Aus der Spur
Der Eurogruppen-Koordinator, der Österreicher Thomas Wieser, geht davon aus, dass man das Sparprogramm der Griechen über den Sommer neu verhandeln muss: "Das bisherige Programm ist nicht mehr gültig, weil es so weit aus der Spur geraten ist."
In der nächste Woche sollen die Experten der "Troika" (EU-Kommission, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds) in Athen einen Kassasturz machen und die Bücher prüfen. Griechenland wartet noch auf eine Milliarde Euro aus der Tranche der Hilfszahlungen vom Mai; das Geld für Löhne, Pensionen und Medizin reicht nur noch bis Mitte Juli.
Spanien-Anleihen: Erneut Rekordzinsen
Anleihen Die Rendite für zweijährige Anleihen stieg am Donnerstag von 2 auf 4,7, für dreijährige von 4,9 auf 5,5 Prozent. Bei fünfjährigen Anleihen stieg die Rendite von 5 auf mehr als 6 Prozent – der höchste Stand seit 15 Jahren.
Nachfrage Positiv wurde vermerkt, dass die Nachfrage nach spanischen Staatsanleihen sehr hoch war: Sie überstieg das Angebot um das Dreifache. Statt 2 Milliarden sammelte die Regierung 2,2 Milliarden Euro ein.
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