S&P stuft Rettungsschirm herab

S&P stuft Rettungsschirm herab
Die Ratingagentur hat nun auch dem EFSF die Bestnote entzogen. In Folge könnten die Renditen des Fonds steigen.

Noch hat sich die Aufregung um die Senkung der Kreditwürdigkeit von neun Euroländern nicht gelegt, da schießt die Ratingagentur S&P wieder scharf. Am Montag Abend – nach Börsenschluss – wurde die Kreditwürdigkeit des Euro-Rettungsschirms EFSF von AAA auf AA+ herabgestuft.

Der Schritt kam nicht ganz unerwartet, ist er doch Folge des Verlusts der Top-Bonität von Frankreich und Österreich. Diese beiden Länder stellen zusammen 180 Milliarden Euro an Garantien für den Fonds (von gesamt 780 Milliarden). Die Garantien sind aber nach Abstufung der beiden Länder nicht mehr so viel wert.

Um das Triple-A wieder zu erlangen, müsste Deutschland seine Garantien am EFSF erhöhen. Das hat Berlin aber bereits ausgeschlossen. Folge könnte nun sein, dass auch der Schirm nur zu höheren Zinsen Gelder aufnehmen kann. Dies wird auch für neue Staatsanleihen der abgestuften Länder befürchtet. Doch zumindest am Montag kamen die Kurse (wie auch jene von Aktien) nicht unter Druck.

Österreich

Der Kurs von zehnjährigen österreichischen Staatsanleihen sank gegenüber Freitag sogar minimal auf 3,05 Prozent. Bei zweijährigen Bonds allerdings gab es einen kleinen Anstieg von 1,01 auf 1,09 Prozent Rendite (= Zinsen im Verhältnis zum Anleihekurs). "Die Herabstufung war erwartet worden und daher eingepreist", sagte Martha Oberndorfer, Chefin der Bundesfinanzierungsagentur. "Auch mit AA+ sind wir in einem sehr sehr hohen Bonitätssegment."

Was Österreich hilft, ist, dass der Refinanzierungs-Bedarf der Staatsschulden heuer niedrig ist. Das heißt: Nur neun Prozent oder 17,1 Milliarden Euro der Schulden des Bundes laufen heuer ab und müssen über die Ausgabe neuer Anleihen finanziert werden. Damit liegt Österreich an fünft-bester Stelle unter den 17 Euro-Ländern (führend sind Estland und Deutschland). Viel refinanzieren müssen heuer Zypern (35 Prozent der Staatsschulden) und Spanien.

Gespannt wurde am Montag auch nach Paris geblickt. Frankreich emittierte 8,7 Milliarden Euro an kurz laufenden Staatspapieren – problemlos. Die Zinsen sanken sogar im Vergleich zur letzten Versteigerung. Dem Land könnte allerdings ein weiterer Rating-Rückschlag bevorstehen. Denn auch die Agentur Moody‘s prüft nach eigenen Angaben das Spitzenrating.

Weckruf

"Das Downgrading ist nicht eine bittere Pille für die Märkte, sondern für die Politik", lautet die Schlussfolgerung von Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Bank International. Sie müsse nun handeln und Einsparungen vornehmen. Auch Erste Group-Chefanalyst Friedrich Mostböck sieht den Ball nun bei der Politik: "Die Politik ist auf jeden Fall gefragt. Die Schulden laufen aus dem Ruder. Das ist aber keine neue Erkenntnis von S&P", betont er.

EU-Kommission: "Abhängigkeit von Ratingagenturen herabstufen"

Die EU-Kommission kritisierte am Montag erneut S&P scharf. In mehreren betroffenen Staaten seien bereits Reformen durchgeführt oder beschlossen worden. Daher sei die Entscheidung von S&P „vom Zeitpunkt her eigenartig“. Der Sprecher betonte, dass die EU ihrerseits die Abhängigkeit von Ratingagenturen herabstufen will. S&P-Europa-Chefanalyst Moritz Kraemer begründete die Herabstufung Österreichs gegenüber Ö1 vor allem damit, dass die Risiken eines tieferen Abschwungs der Wirtschaft des Landes zugenommen hätten. Österreich stehe „verwundbarer“ da, weil seine öffentlichen Finanzen schwächer seien und weil sich höhere Risiken durch die Banken ergeben könnten. Für Griechenland sieht er völlig schwarz. Das Land werde wegen der hohen Verschuldung „sehr bald“ Pleite gehen.

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