"Sonst bleibt Europa in der Hand von Spekulanten"

"Sonst bleibt Europa in der Hand von Spekulanten"
Gianni Franco Papa, Osteuropa-Chef der UniCredit Bank Austria, sprach mit dem KURIER über die umstrittene Bankenunion.

Die geplante Bankenunion in der EU findet unter heimischen Bankern nur wenige Anhänger. Der Osteuropa-Chef der UniCredit Bank Austria, Gianni Franco Papa, aber steht der Idee einer Bankenunion durchaus wohlwollend gegenüber. Mit dem KURIER sprach er über ...

... die Schuldenkrise

Ich finde im Ergebnis der griechischen Wahlen einen sehr erfreulichen Punkt: Die Bevölkerung ist klar für mehr Europa. Jetzt brauchen wir auch die politischen Entscheidungen, die mehr Europa bringen. Ich denke, dass mit so einem Schritt das Schlimmste in der Euro-Krise überwunden werden könnte.

... die Bankenunion

Begonnen haben wir mit einer Währung. Jetzt muss als Phase zwei eine Fiskalunion kommen und als Phase drei eine Bankenunion. Europa muss allerdings das Tempo zur Umsetzung dieser Phasen wesentlich erhöhen. Bisher war vieles zu langsam und wir haben vor allem Dramen geschrieben. Hätte Europa in Griechenland früher eingegriffen, hätte es viel weniger gekostet. Wir brauchen ein starkes Europa mit einheitlichen Regeln wie etwa die Bankenunion. Sonst bleibt Europa in der Hand von Spekulanten. Denn diese suchen immer nach Schwächen.

... EU-Sorgenkind Italien

Natürlich hat Italien hohe Schulden. Aber man muss auch den Reichtum des Landes sehen. Der übertrifft die Schulden bei Weitem.

Italien ist mit Griechenland überhaupt nicht vergleichbar. Die Regierung in Rom hat bereits viel unternommen, um die Schulden zu reduzieren, die Arbeitskosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Aber natürlich kann es immer spekulative Angriffe geben.

... das Risiko in Osteuropa

Da besteht eine klare Fehleinschätzung. Denn das Risiko liegt ja nicht im gesamten Kreditvolumen österreichischer Banken in Osteuropa, sondern in jenem kleinerenTeil der Kredite, die nicht durch lokale Einlagen in den Ländern gedeckt sind. Außerdem ist Osteuropa kein homogener Block: Es gibt dort Länder mit starker Industrie, andere mit mehr Dienstleistung, einige wachsen stark, andere sind in Rezession.

... Wachstumsperspektiven

Die UniCredit Bank Austria konzentriert den Ausbau auf vier Länder: Russland, Polen, Tschechien und die Türkei. Hier wollen wir organisch wachsen, Zukäufe sind aber nicht geplant. Aber es sind auch keine Rückzüge aus den anderen Märkten geplant, nur ein Stopp der Expansion. Die Bank bleibt in ihrer Geschäftsstrategie grundsätzlich vorsichtig. Damit sind wir gut durch die Krise gekommen. Wir haben kein einziges Quartal Verluste geschrieben.

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