Sonnentherme: Privatisierung vorerst gescheitert

Sonnentherme Lutzmannsburg: Spanisches Angebot war zu schlecht, die rot-blaue Landesregierung macht einen Rückzieher
Rot-Blau bekam kalte Füße. Das Angebot der spanischen Interessenten sei zu dürftig, heißt es nun.

Die burgenländische Landesregierung hat den umstrittenen Verkauf der Sonnentherme Lutzmannsburg abgesagt. Am Mittwoch hätte der Aufsichtsrat der Landes-Beteiligungsgesellschaft WiBuG den Verkauf der Therme Lutzmannsburg samt dem Hotel Sonnenpark zum Billig-Preis an die spanische Aspro-Gruppe still und heimlich abnicken sollen.

Doch ein ausführlicher Bericht des KURIER am Sonntag über die Details des Verkaufs sorgte für heftige Aufregung im Burgenland. Am Dienstag zog Rot-Blau zurück.

Die Spanier präsentierten am Montag ihr Offert vor SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl und dem neuen FPÖ-Wirtschaftslandesrat Alexander Petschnig. Die Aspro-Gruppe, die in Österreich mit mäßigem Erfolg bereits zwei Thermen betreibt, hätte in Lutzmannsburg ein Schnäppchen gemacht. Für die Sonnentherme, die seit Jahren Gewinne erwirtschaftet und die Verbindlichkeiten aus eigener Kraft bedienen kann, wurden wie berichtet lediglich 4,8 Millionen Euro geboten. Plus die Übernahme von Kreditverbindlichkeiten in der Höhe von 25 Millionen Euro. Petschnig bestätigte den Kaufpreis, den die Spanier sogar noch weiter nach unten drücken wollten.

Ein aktuelles Bewertungsgutachten, das erst nach den Verhandlungen mit den Spaniern in Auftrag gegeben wurde, kommt auf eine Preisspanne von brutto 35 bis knapp 50 Millionen Euro. 2012, als der erste Privatisierungsversuch scheiterte, war die Therme mit 40 Millionen Euro bewertet worden.

Kein schlüssiges Fortführungs-Konzept

Sonnentherme: Privatisierung vorerst gescheitert
Sonnentherme Lutzmannsburg
Die auf Kinder und Familien ausgerichtete Therme gehört zu den erfolgreichsten Wellness-Oasen Österreichs und erwirtschaftet seit Jahren Gewinne, im Vorjahr lag das Betriebsergebnis bei 4,1 Millionen Euro. Bis heute wurden 100 Millionen Euro investiert.

Nicht nur der Preis stimmt nicht. Die Aspro-Gruppe legte auch kein schlüssiges Fortführungskonzept vor. "Wir nehmen dieses Angebot nicht an. Das Gesamtkonzept war zu wenig, ein Investor muss sich schon mehr anstrengen", begründete Petschnig, der in der Regierung für die Therme zuständig ist, gegenüber dem KURIER. Die Therme erwirtschafte Gewinne und das Land stehe nicht unter Verkaufsdruck.

Die Privatisierung der Therme, die bereits unter Rot-Schwarz beschlossen wurde, ist freilich nicht endgültig abgesagt. Interessenten seien weiterhin herzlich eingeladen, betont Petschnig. Eine gefährliche Drohung?

Der Investment-Punk Gerald Hörhan, der den Deal einfädelte und schon mit der Energie Burgenland im Geschäft war, dürfte jetzt wohl um seine Provision von 450.000 Euro umfallen. Im Verkaufsfall hätte der Banker sein Geld zwar offiziell vom Käufer bekommen, die Provision wäre aber vom Verkaufspreis abgezogen worden. Letztlich hätte also das Land bezahlt.

Polit-Wirbel

Die Kommunikation zwischen Niessl und seinen blauen Koalitionspartnern scheint noch nicht so gut zu funktionieren. Petschnig will vom Verkauf erst vor zwei Wochen erfahren haben.

Als die ÖVP vergangene Woche im Landtag besorgt nach den Privatisierungsplänen fragte, erklärte Petschnig, er glaube, "das wäre jetzt zu früh, dass wir hier mit Details an die Öffentlichkeit gehen, die wir zum Teil auch gar nicht kennen". Wusste Rot-Blau tatsächlich keine Details? NIcht sehr glaubwürdig, dem KURIER jedenfalls lagen die Details zu diesem Zeitpunkt bereits vor.

Medienschelte

Petschnig kritisierte, dass der Privatisierungsplan frühzeitig den Weg in die Medien gefunden habe. Er habe "keine Freude damit, wenn während laufender Verhandlungen Informationen weitergegeben und veröffentlicht würden: "Ich befürchte tatsächlich, dass es in Zukunft, wenn es wiederholt vorkommt,negative Einflüsse auf mögliche zukünftige Investoren gibt."

Mit dieser Aussage war der KURIER-Bericht gemeint. Aufgabe von Medien ist es allerdings nicht, Landespolitikern eine Freude zu machen, sondern zukontrollieren, ob mit öffentlichem Vermögen sorgsam umgegangen wird. Fragt sich, ob Rot-Blau den Verkauf abgesagt hätte, wenn zuvor nicht kritisch darüber berichtet worden wäre.

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