Sonnenenergie stellt Strom aus Kohle und Gas in den Schatten

Sonnenenergie stellt Strom aus Kohle und Gas in den Schatten
Die Preise für Solaranlagen fallen. Förderungen könnten bald obsolet werden.

Am Strommarkt bahnt sich eine Revolution an. Schon 2020 könnte es billiger sein, Strom aus Sonnenenergie zu erzeugen als aus Kohle- oder Gaskraftwerken.

Die Preise für die Fotovoltaik-Paneele sind in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich sieben Prozent pro Jahr gefallen. Noch kostet die Kilowattstunde Strom aus Sonnenenergie allerdings etwa zehn Cent und damit deutlich mehr als die 3,5 Cent, die Strom an der Börse kostet. Neu erbaute Kohlekraftwerke brauchen einen Strompreis von rund sieben Cent, Atomkraftwerke mehr als zehn Cent. "Zwei Cent je Kilowattstunde Solarstrom ist keine Utopie", sagt Peter Birkner, Vorstand der deutschen Mainova AG, dem Stromversorger der Stadt Frankfurt/Main. Die Energiewende werde "zum emotionalen Selbstläufer". Denn mit einer Solaranlage auf dem Dach könne man die Stromrechnung ordentlich senken. Die Fotovoltaik-Technik sei bei Weitem nicht ausgereizt, bei konventionellen Kraftwerken aber sei nicht mehr viel Verbesserung möglich.

In Österreich sind derzeit rund 766 Megawatt Fotovoltaik installiert. Das ist in etwa die Leistung eines großen Gaskraftwerkes. Kleine Solaranlagen auf Hausdächern (bis zu fünf Kilowatt) werden mit 275 Euro je Kilowatt gefördert. Die Förderhöhe sinkt seit Jahren in etwa parallel mit dem Preisrutsch der Anlagen. Stimmen die Preisprognosen, die Birkner mit vielen Experten teilt, könnte die Solarförderung in wenigen Jahren obsolet werden.

Neue Strom-Speicher

Die zweite Revolution am Energiemarkt kommt von den Batterieherstellern. Der kalifornische Autobauer Tesla hat soeben eine Batterie vorgestellt, die in Solarpaneele integriert werden und den erzeugten Strom speichern kann. US-Energieminister Ernest Moniz hält die Innovation von Tesla für "eine spannende Geschichte".

Für traditionelle Energieversorger stellt die Entwicklung eine enorme Herausforderung dar: Sie müssen die kleinen, privaten Stromproduktionen vernetzen und dafür sorgen, dass es auch dann Strom gibt, wenn eine Wolke vor der Sonne steht. "Wir müssen viel flexibler werden und unser altes Denken über Bord werfen", sagt Birkner. Er will die Mainova zu einem "urbanen Kraftwerk", das die Energiewende nützt, umbauen.

Das soll in drei Phasen erfolgen: Erstens müssten Haushalte, die Solarpaneele aufs Dach stellen, überzeugt werden, dass sie Überschussstrom in eigenen Batterien speichern. Zweitens müsse die Mainova das Stromnetz "intelligent" machen. Dieses "Smart Grid" steuere die flexible Erzeugung aus Ökoenergieanlagen so, dass die Leitungen optimal genutzt werden. Und drittens wird an neuen Großspeichern wie die Nutzung von Überschussstrom zur Wasserstoff- und Wärmeerzeugung gearbeitet.

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