So tricksen Online-Händler beim Preis

So tricksen Online-Händler beim Preis
AK-Test: Österreichische Webshops teils teurer als deutsche. Preisvergleiche sind fast nicht mehr möglich.

Dasselbe Produkt, derselbe Anbieter – aber völlig unterschiedliche Preise: Mittels Software-gesteuerter "dynamischer Preisgestaltung" können Händler je nach Tageszeit, Witterung, Konkurrenzangebot oder Endgerät des Benutzers Preise jederzeit anpassen. Die nötigen Daten dafür liefern die Kunden, die jedoch von der optimierten Preisbildung kaum etwas mitbekommen.

Die Arbeiterkammer Wien wollte es genau wissen und fragte eine Woche lang 36 Preise von Produkten und Dienstleistungen verschiedener (.at)-Webshops mit unterschiedlichen Endgeräten ab. Zusätzlich wurden einige Produkte auch von einem deutschen Benutzer im deutschen (.de)-Webshop des jeweiligen Anbieters abgefragt. Die wichtigsten Test-Ergebnisse:

- Tagesschwankungen

Bei einigen identen Produkten des gleichen Anbieters wechselten die Preise im Laufe der Woche, manchmal sogar mehrmals. Preisschwankungen gab es etwa bei Ottoversand, AUA oder Saturn, während zum Beispiel bei kika-Leiner, Zalando oder Universal Versand die Preise stabil blieben.

- Länderunterschiede

Heimische Webshops waren zuweilen teurer als deutsche. So kostete dieselbe Bettgarnitur von Peter Hahn in Österreich 159,99 Euro (inkl. Mwst.), in Deutschland jedoch nur 129,95 Euro. Für eine Film-DVD bei Saturn mussten die Tester in Österreich 20 Prozent mehr zahlen. Bei Ottoversand war eines von drei Produkten je nach Tag um bis zu 13,7 Prozent teurer. Ganz erhebliche Preisunterschiede gab es bei XXXLutz. Während österreichische Kunden für eine Wohnlandschaft 391,20 Euro hinblättern mussten, kostete dasselbe Produkt in Deutschland nur 299 Euro. Hingegen war ein Esszimmer-Stuhl in Österreich um 26 Prozent billiger als in Deutschland. XXXLutz-Sprecher Thomas Saliger begründet die hohen Preisdifferenzen damit, dass die Geschäfte in Deutschland völlig getrennt von jenen in Österreich seien. Vor allem Abverkauf, Sortimentsumstellungen, Rabatte oder sonstige Aktionen würden die Preise beeinflussen, meint Saliger. Automatisiertes "Dynamic pricing" wie im Elektronikhandel gebe es bei XXXLutz nicht. Waren aus dem deutsche Webshop würden auch nicht nach Österreich geliefert.

Bei Ottoversand zeigt man sich hingegen überrascht vom Österreich-Aufschlag: "Grundsätzlich gibt es bei Otto Österreich ein 1:1 Pricing zu Otto Deutschland, wir übernehmen zeitnah die Preise von otto.de", erläutert Unito-Sprecher Jürgen Pock. Unterschiede zu Deutschland könne es geben, wenn nicht alle Shops gleichzeitig aktualisiert würden oder einzelne Artikel zeitlich begrenzt zu Marketing-Zwecken reduziert werden. Eine "Abschöpfungspolitik" aufgrund höherer Kaufkraft in Österreich gebe es bei Otto nicht.

- Geräte-Effekt

Steigt der Preis, wenn mit dem Smartphone (speziell iPhone) statt mit dem PC bestellt wird? Die Wahrnehmung vieler Konsumenten konnte im Test nicht bestätigt werden. Die Preise waren bei allen Endgeräten ident.

- Personalisierung

Keinen Hinweis gab es auch darauf, dass die Preise individuell – also je nach Kunde unterschiedlich – differieren können. AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic schließt aber nicht aus, dass Web-Shops inzwischen auch personalisierte Preispolitik betreiben. Personalisierte Werbung, etwa über Kundenkarten, sei jedenfalls längst üblich. "Für den einzelnen Konsumenten wird es daher immer schwieriger, die Preisgestaltung zu durchschauen und Preise zu vergleichen." Details zum AK-Test finden Sie hier

Wenn Software die Preise für die Händler optimiert, warum nicht auch für die Konsumenten? In den USA versuchen Konsumentenschützer bereits, mittels diverser Konsumenten-Apps die automatisierte dynamische Preisgestaltung aktiv zu beeinflussen bzw. gar zum Kollabieren zu bringen. Für den einzelnen Konsumenten gibt es aber auch einfachere Dinge, um den Flatterpreisen zu entgehen:

- Flexibel sein Es lohnt sich, unterschiedliche Preisportale mit unterschiedlichen Geräten (PC, Smartphone) zu unterschiedlichen Tageszeiten abzurufen. Abwarten kann sich auszahlen.

- Preise beobachten Auf Preisvergleichsportalen sollten die Preise unterschiedlicher Shops über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, um eine Tendenz ablesen können. Aber Achtung: Vergleichsportale zeigen nicht immer den besten Preis und bieten oft nur eingeschränkte Auswahl.

- Cookies entfernen Beim Aufrufen von Webseiten werden gewisse Textinformationen (Cookies) im Browser abgespeichert. Sie bieten den Betreibern die Möglichkeit, das Surfverhalten zu beobachten und Preise darauf abzustimmen. Cookies sollten daher regelmäßig entfernt werden.

Die AK fordert generell einen besseren Schutz vor der Irreführung von Konsumenten. So sollten Händler verpflichtend informieren müssen, dass die Preise variieren können oder ob Mechanismen der personalisierten Preisbildung verwendet werden.

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