So gewann die OPEC die Macht auf dem Ölmarkt zurück

Die OPEC produziert derzeit so viel Öl wie zuletzt im Jahr 2012
Keine Kürzung der Produktion trotz Preisverfalls. Damit erhöhte die OPEC ihre Marktanteile.

Die zwölf Mitgliedsstaaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) können höchst zufrieden sein: Seit sie Ende November des Vorjahres bei ihrem Treffen in Wien beschlossen haben, die Ölförderhähne weit offen zu lassen, obwohl sich der Ölpreis halbiert hatte, haben sie weltweit Marktanteile zurückgewonnen. Daher rechnen Experten auch bei der nächsten Sitzung der OPEC am Freitag in Wien nicht mit einer Veränderung der Ölfördermenge. Gut ein Drittel des weltweiten Ölangebots pumpt die OPEC derzeit in den Markt.

Vor dem November-Treffen hatten Experten schon über einen Zerfall der OPEC, die kräftig Marktanteile an die US-Schieferöl-Konkurrenz verloren hatte, diskutiert. Doch jetzt, nur ein halbes Jahr später, kehrt die Macht am internationalen Ölmarkt wieder zur OPEC zurück. Denn viele US-Schieferölproduzenten, die mit dem zuvor hohen Ölpreis auf Teufel komm raus das schwarze Gold aus der Erde pumpten und so für ein massives Überangebot sorgten, mussten aufgeben. Die Zahl der US-Bohrstellen ist um fast 60 Prozent auf 646 gesunken. Und der Ölpreis schnellte in den vergangenen Wochen sogar wieder deutlich nach oben. Das ist seltsam angesichts des anhaltenden Überangebots, das vom Investmenthaus Goldman Sachs noch immer auf 1,9 Millionen Fass (je 159 Liter) geschätzt wird. "Die große Überraschung heuer war, dass die Nachfrage rasch auf das billige Öl reagiert hat", sagt Tamas Pletsar, Ölmarktanalyst der Erste Group Budapest.

Etappensieg

Pletsar erwartet allerdings, dass der Ölpreis nicht lange auf dem aktuellen Niveau von 64 Dollar je Fass bleiben werde. "Wenn die OPEC ihre Förderung nicht kürzt, wird der Preis wieder unter Druck kommen", glaubt er. Die schwächelnde Weltkonjunktur und steigende Ölexporte von Libyen könnten Gründe dafür sein. Sollten auch noch die Sanktionen gegen den Iran gelockert werden, könnte dadurch Öl deutlich billiger werden. Auch Nitesh Shah, Ölexperte von ETF Securities sieht für die nächste Zeit eher einen Pries-Rückgang. Würde Öl nämlich teurer, kämen Nicht-OPEC-Produzenten rasch auf den Markt zurück.

"Die OPEC hat die Schlacht um Marktanteile damit aber noch nicht endgültig gewonnen", schreibt die Internationale Energieagentur in ihrem jüngsten Ölmarkt-Report. Vielmehr habe die Schlacht gerade erst begonnen. Das Ölmarktkartell investiere massiv in die Ausweitung der Ölförderung. Politische Unruhen im Nahen Osten und in Nordafrika könnten die OPEC bremsen. "Zusätzliches Ölangebot könnte auch von unerwarteter Seite kommen", schreiben die IEA-Experten.

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