So einfach lässt sich der Mensch nicht ersetzen

Das Automatisierungsrisiko wird laut Studie überschätzt
Studie: Risiko des Jobverlusts durch Digitalisierung ist geringer als befürchtet.

Fressen die Roboter unsere Jobs weg? Die Angst, dass Maschinen den Menschen die Arbeit wegnehmen, ist angesichts fortschreitender Digitalisierung weit verbreitet – und zum Teil unbegründet. So einfach lässt sich der Faktor Mensch nämlich gar nicht ersetzen, geht aus einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hervor. Das arbeitgebernahe Institut untersuchte das Automatisierungsrisiko in 21 ausgewählten OECD-Ländern.

Ergebnis: Lediglich neun Prozent der derzeitigen Arbeitsplätze werden in den nächsten zwei Jahrzehnten technisch automatisierbar sein. Das ist deutlich weniger als bisher befürchtet. So geht etwa eine viel beachtete Oxford-Studie der beiden Professoren Carl Frey und Michael Osborne davon aus, dass in den USA in den nächsten zwanzig Jahren beinahe jeder zweite Arbeitsplatz durch Roboter und Software ersetzt werden kann.

Kollege Roboter

Den große Unterschied im Ergebnis erklärt Studienautor Ulrich Zierahn mit den unterschiedlichen Forschungsansätzen. Das ZEW-Team stellte auf die Tätigkeit, nicht jedoch auf den Beruf ab: "Maschinen ersetzen bestimmte Tätigkeiten am Arbeitsplatz, aber weniger die Berufe an sich", analysiert Zierahn. Bisherige Studien würden das Automatisierungsrisiko überschätzen, weil Beschäftigte in den als gefährdet klassifizierten Berufen oft dennoch schwer automatisierbare Tätigkeiten ausüben.

So sei etwa die Buchhaltung zu 98 Prozent automatisierbar, doch deshalb würden nicht 98 Prozent der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren. Sie müssten eben andere, neue Tätigkeiten verrichten, die ergänzend zum Maschineneinsatz anfallen.

Österreich vorn

Je nach Stand der Digitalisierung, aber auch der Qualifikation der Beschäftigten, ist das Automatisierungsrisiko innerhalb der untersuchten OECD-Länder unterschiedlich (siehe Aufzählung unten). In Österreich sind laut Studie zwölf Prozent der derzeitigen Arbeitsplätze gefährdet, was laut Zierahn aber nicht automatisch auf Köpfe umgerechnet werden darf. Dass Österreich gemeinsam mit Deutschland vorne liegt, erklärt der Experte mit der im Vergleich zu anderen Ländern (noch) weniger digitalisierten Wirtschaft sowie mit dem relativ hohem Anteil an niedrigen und mittleren Qualifikationen. Je einfacher die Tätigkeit, desto leichter ist sie automatisierbar. Die Studie ortet hier in den kommenden Jahren einen enormen Weiterbildungs- und Umschulungsbedarf.

Mähroboter statt Mensch

Ein von der Digitalisierung besonders betroffener Bereich ist etwa das Gebäudemanagement. Laut Alexander Redlein, Leiter des Instituts für Immobilien und Facility-Management (IFM) an der TU Wien, könnten in Europa rund 30 Prozent der Beschäftigten durch Automatisierung wegfallen. Das wären immerhin rund fünf Millionen Arbeitsplätze, die unter anderem an Mäh- und Saugroboter verloren gehen. Eine Höherqualifizierung oder Umschulung in andere Jobs sei für die betroffenen Menschen nur bedingt möglich, da viele de facto Analphabeten seien, so der Professor.

Komplett ersetzen lässt sich der Mensch jedoch auch im Gebäudemanagement nicht. Die Automatisierung könne sogar zu einer Rückkehr des Hausmeisters mit anderen Aufgaben führen, meint Redlein. Die Ansprüche moderner Häuser an deren Management würden jedenfalls sicher nicht kleiner.

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Wieviele Jobs Maschinen erledigen könnten?

So viele Prozent der Arbeitnehmer übten 2012 Tätigkeiten aus, die mit hoher Wahrscheinlichkeit automatisiert werden. (ausgewählte Länder)

  • Österreich 12
  • Deutschland 12
  • Slowakei 11
  • Norwegen 10
  • Großbritannien 10
  • OECD-Schnitt 9
  • USA 9
  • Dänemark 9
  • Schweden 7
  • Polen 7
  • Japan 7
  • Südkorea 6

Quelle: ZEW

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