Smartphones treiben Händler vor sich her

Die Österreicher geben 7 Milliarden Euro beim Onlineshopping aus.
Jeder zweite Österreicher hat ein Smartphone. Vor allem Junge nutzen es zum Einkaufen.

Nicht einmal beim Shoppen geben die Jungen mehr das Handy aus der Hand – und das macht sich oft auch bezahlt. Fast jeder Dritte im Alter von 15 bis 29 Jahren checkt noch im Geschäft, ob die Ware woanders billiger zu haben ist, geht aus einer Umfrage der KMU Forschung Austria im Auftrag des Handelsverbandes hervor. In der Altersklasse der 30- bis 39-Jährigen machen 23 Prozent der Befragten einen Preischeck bevor sie zur Kassa gehen. Nur die Gruppe der Über-60-Jährigen greift beim Einkaufen so gut wie nie zum Smartphone (2 Prozent).

Experten sind sich einig, dass internetfähige Handys den Markt aufrollen werden. Vor vier Jahren hatten 35 Prozent der Österreicher ein Smartphone, aktuell liegt die Quote bei 55 Prozent. Und sie nutzen es auch immer öfter zum Einkauf. Bereits mehr als eine Million Österreicher geben an, mit dem Smartphone eingekauft zu haben – ein Plus von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2014 haben die Österreicher 350 Millionen Euro beim Shoppen via Smartphone ausgegeben – um 100 Millionen mehr als noch im Jahr zuvor.

„Die Umsätze, die via Smartphone gemacht werden, boomen“, bestätigt auch Harald Gutschi, Chef der Unito-Versandhandelsgruppe (Otto, Universal, Quelle). Unito investiert sechs Millionen Euro im Jahr in die Technik, um im Web mitspielen zu können. „Man muss unter den Top-3 sein“, sagt Gutschi. „Der erste verdient, der zweite wechselt Geld und der dritte verliert Geld“, spitzt er die Situation zu. Wer nicht unter den Top-3 ist, falle im Smartphonegeschäft raus, so der Unito-Chef. Startups rät er, sich sofort aufs Smartphone-Geschäft zu konzentrieren. Gutschi: „Wer jetzt erst einen Online-Shop aufbaut, ist ein bisschen spät dran und noch dazu auf einem absteigenden Ast. Ich würde mich stattdessen voll auf das Smartphone-Geschäft konzentrieren.“ Allein die dafür nötige Technologie würde mehr als 100.000 Euro kosten, schätzt er. Gutschi tut sich freilich verhältnismäßig leicht, solche Investitionen zu stemmen. Unito gehört zur Hamburger Otto-Gruppe, die nach Amazon der zweitgrößte Onlinehändler der Welt ist.

Branche im Umbruch

Bei all dem Jubel der Versandhändler muss man die Kirche allerdings auch im Dorf lassen. 89 Prozent der Einzelhandelsumsätze werden noch in Einkaufsstraßen und Shoppingcentern gemacht, die Anteile schwanken von Branche zu Branche aber stark. Bücher werden schon zu mehr als 30 Prozent im Web gekauft, bei Elektrogeräten und Mode liegt die Quote bei rund 20 Prozent. Kaum vom Fleck kommt dagegen der Onlinehandel mit Lebensmitteln - nicht einmal ein Prozent der Umsätze kommen von Webbestellungen. Der stationäre Handel stagniert seit Jahren (2014: +0,4 Prozent), der Onlinehandel legte zuletzt um 3 Prozent zu.

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