Smarte Stromzähler – wozu das?

5,5 Millionen Stromzähler werden bis 2020 digital
Umstellung kostet österreichweit bis zu 1,8 Milliarden Euro. Kunden zahlen dies über höhere Netztarife.

Die alten, mechanischen Stromzähler, die meist jahrzehntelang funktionierten, haben bald ausgedient: Die heimischen Energieversorger starten gegen Ende dieses Jahres die großräumige Umstellung aller 5,5 Millionen Stromzähler auf neue, digitale Geräte. Im Folgenden die wichtigsten Fragen zu den neuen Geräten und die Rechte der Kunden.

Warum müssen die Stromzähler überhaupt ausgetauscht werden?

Eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2012 zur Energieeffizienz schreibt ein elektronisches System zur Messung des Energieverbrauchs vor. Demnach sollen bis 2020 in den Mitgliedsländern 80 Prozent aller Zähler digital sein. Österreich hat in der Umsetzungsverordnung sogar 95 Prozent bis 2020 vorgesehen, heuer sollten schon 70 Prozent smart meter (digitale Stromzähler) installiert sein. Das schaffen die Versorger bei weitem nicht: zwölf Prozent der 5,5 Millionen Zähler in Österreich werden Ende 2017 "smart" sein. Die Versorger gehen davon aus, dass die Verordnung entsprechend geändert wird. Smart Meter sind für sie der Startschuss zur Digitalisierung in der E-Wirtschaft. Digital sei die Zukunft und nicht aufzuhalten, sagen die Strom-Experten.

Was bringen die neuen Zähler den Kunden?

Stromverbraucher können, wenn sie wollen, ihren Stromverbrauch per App am Handy verfolgen. Sie sollen damit zum Sparen angeregt werden. Versorger können die Verbrauchsdaten von der Ferne ablesen, es muss kein Mitarbeiter mehr zum Stromablesen in die Haushalte geschickt werden. Die Versorger wollen künftig die Strompreise stärker differenzieren: billig zu Zeiten mit geringem Verbrauch, teuer in Spitzenzeiten. Außerdem können sie elektrische Geräte von Kunden – falls diese zuvor zustimmen – in Zeiten von hohem Strombedarf kurzfristig abschalten. In Kalifornien etwa ist die kurzzeitige Abschaltung von Kühlgeräten schon gang und gäbe.

Wie oft übermitteln die smart meter die Stromverbrauchsdaten?Der Verbrauch wird viertelstündlich abgelesen und an den Datenkonzentrator in Trafostationen geschickt. Von dort werden die Daten per Lichtwellen oder Funk (in entlegenen Regionen) zumindest täglich an den Versorger übertragen. Dieser speichert es im System und stellt sie den Kunden über Webportal zur Verfügung. Die Netzbetreiber verwenden die Daten zur Steuerung der Stromnetze. Weil sie erwarten, dass künftig mehr Kunden selbst Strom erzeugen (vor allem mit Photovoltaik) und diesen ins Netz einspeisen, brauchen sie auch mehr Daten, betonen die Experten.

Was kostet der gesamte Austausch der Zähler?

Bis zu 1,8 Milliarden Euro werden die Netzbetreiber in Österreich investieren, um smart meter zu kaufen und bei den Kunden zu installieren. Zahlen wird dies am Ende der Stromkunde. Denn die Netztarife werden von der Energiemarktaufsicht auf Basis der Kosten, die die Versorger melden, festgelegt.

Wer erzeugt die Zähler?

Derzeit laufen die großen Ausschreibungen: Wiener Netze: 1,6 Millionen Zähler; Salzburg, Tirol und Vorarlberg 1,2 Millionen Stück. Zu den großen Produzenten zählen Siemens, Landis & Gyr, aber auch chinesische und kanadische Firmen.

Können Kunden die Umstellung auf smart meter ablehnen?

Nein. Sie können sich nur gegen gewissen Funktionen eines smart meters entscheiden. Der neue Zähler wird auf jeden Fall installiert. Ablehnen ("opt-out" im Fachjargon) können Kunden die häufige Datenübertragung: Die 15-Minuten und Tagesablesung wird dann nicht gespeichert. Nur ein mal pro Jahr wird abgelesen.

Können Stromversorger mit smart meter die Lebensgewohnheiten der Kunden ausspionieren?

Nein, sagen die Versorger. Ein smart meter erkennt weder TV-Programme noch welches Gerät gerade läuft. Das sei nur "unter Laborbedingungen" möglich, nicht in der Realität.

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