Smarte Geräte sollen das Web-Geschäft "befeuern"
Waschmaschinen, die löchrige Socken erkennen und vollautomatisch ein neues Paar beim Onlineversender bestellen, oder Smart-Watches, die Aktivitäten ihrer Besitzer aufzeichnen und Händlern zur Verfügung stellen, bringen die Augen von Harald Gutschi zum Leuchten. Der Chef der Unito Versandhandelsgruppe (unter anderem Otto, Universal, Quelle) ist überzeugt, dass diese intelligenten Gegenstände den Onlinemarkt "befeuern" werden. Gutschi: "Wir werden mit Kunden in ungeahntem Ausmaß in Aktion treten und noch besser auf ihre Wünsche eingehen können." Und das nicht in ferner Zukunft, sondern bereits in ein, zwei Jahren, ist er zuversichtlich.
Unito, Tochter des deutschen Distanzhandelsriesen Otto, ist zum Technologieunternehmen transformiert. 2007 gingen 21 Prozent der Bestellungen online ein, 2014 waren es 83 Prozent, heuer sollen es schon 90 Prozent sein.
Unito hat im Vorjahr ein Umsatzplus von 5,6 Prozent auf 329,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Bis 2020 will die Gruppe ihren Umsatz auf 550 Millionen Euro steigern. Die Bestellungen kommen immer seltener über einen PC oder Laptop – Zugriffe über Smartphones und Tablets nehmen rasant zu. Vor zwei Jahren lag die Quote noch bei 10 Prozent, im Vorjahr bereits bei 25 Prozent. Gutschi: "Ich schätze, dass wir zu Weihnachten 2017 rund 80 Prozent der Bestellungen über mobile Zugriffe bekommen werden." Unito steckt heuer zehn Millionen Euro in neue Technologien. Gutschi: "Online-Shopping ist nicht billig. Man muss viel investieren, um Schritt halten zu können." Medien spekulieren, dass der Otto-Konzern heuer rote Zahlen schreiben wird – wegen hoher Investitionen in Technologien. Gutschi dazu: "Die Gruppe hat noch keine Ergebnisse bekannt gegeben. Es werden hohe Beträge investiert, das muss erlaubt sein. Das macht Amazon nicht anders." An die Politik appelliert er, die Steuerlöcher für internationale Konzerne zu schließen.
Beschwerden
Laut Statistik hat im Vorjahr schon mehr als jeder zweite Österreicher online eingekauft. Mit den Bestellungen steigt auch die Zahl der Beschwerden. Laut dem Internet Ombudsmann Jahresbericht 2014 gab es die meisten Probleme beim Rücktrittsrecht und Rückabwicklungen von Geschäften. Ganz oben in der Liste rangieren auch ungewollt Vertragsverlängerungen – vor allem bei Partnerbörsen.
Die Händler haben schon bessere Zeiten gesehen. Die Konsumausgaben in Österreich sind seit fünf Jahren real rückläufig, die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze dümpelt entlang der Nulllinie dahin. Auch weil Onlinehändler den Läden einen Teil des Geschäfts abgraben. Prognosen, wonach in den nächsten Jahren bis zu 30 Prozent der Handelsflächen von der Bildfläche verschwinden werden, hält Hannes Lindner vom Beratungsunternehmen Standort+Markt aber für „Nonsens“. Schon allein weil 40 Prozent der Konsumausgaben in Supermärkte, Drogerien und Verbrauchermärkte fließen, sagt er.
Der Markt ist aber in Bewegung. Lindner: „2014 gab es in zehn Prozent der Shops in den Städten einen Mieterwechsel, in Wels waren es sogar 15 Prozent.“ In den Städten werde derzeit der Gastronomieanteil zulasten des Textilhandels ausgebaut, beobachtet er.
Standort+Markt hat 153 Expansionsmanager von Filialketten zur Performance von Shoppingcentern befragt. Am besten hat der Messepark in Dornbirn abgeschnitten. Das Einkaufszentrum – von der Größe her vergleichbar mit dem Wiener Stadioncenter – hat relativ wenig Konkurrenz in der Umgebung und vom starken Schweizer Franken profitiert. „Bizarr“ findet Lindner, dass eine Erweiterung des Messeparks um 5000 Quadratmeter von der Landesplanung abgelehnt wird.
Zu den Schlusslichtern im Ranking gehört übrigens das G3 in Gerasdorf.
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