Signa streicht bei Kika/Leiner über 1.000 Jobs

kika Leiner stellt sich neu auf und investiert 65 Millionen Euro
Jeder 5. Angestellte ist betroffen. Von 46 Filialen sollen außerdem vier Standorte geschlossen werden.

Befürchtet wurde es von Insidern schon länger, Donnerstagabend wurde die traurige Nachricht offiziell: Auf die Mitarbeiter der Möbelhandelskette kika/ kommen harte Zeiten zu. Wie die Presse berichtet, sollen noch heute, Freitag beim Arbeitsmarktservice 1100 Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet werden. Somit wird jeder fünfte Angestellte von kika/Leiner den Arbeitsplatz verlieren. Zuletzt hatte das Unternehmen in Österreich rund 5100 Mitarbeiter.

Vier Filialen schließen

Von den 46 Filialen der Möbelhandelsgruppe sollen vier Standorte mit Ende des Jahres geschlossen werden. Betroffen sind  die Leiner-Filialen in Innsbruck und Wiener Neustadt sowie die kika-Filialen in Vösendorf und Spittal an der Drau. Am Donnerstagabend soll den Mitarbeitern an diesen Standorten nach Ladenschluss die Nachricht überbracht worden sein. Einige Angestellte sollen danach ihre Kollegen im Urlaub kontaktiert haben, um ihnen mitzuteilen, dass es ihre Jobs nur noch bis Ende Dezember geben wird.

Für den Eigentümer, die Signa Retail Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko, sei zuletzt größtes Problem gewesen, dass die Strategie des Vorbesitzers, kika/Leiner als Teil eines globalen Möbelkonzerns zu positionieren, das Unternehmen an den Rand der Insolvenz geführt habe. Nun sei es wichtig, „kika/Leiner eine nachhaltige Perspektive zu geben und die Zukunft zu sichern. Dabei steht das Unternehmen vor einem tief greifenden Wandel, der zwingend notwendig ist“, hieß es  in einer Aussendung.

Jetzt müsse das Unternehmen „Kosten senken, Prozesse optimieren und wieder wirtschaftlich arbeiten“. Im Zuge dessen würden „nach sorgfältiger Prüfung“ die  genannten Standorte geschlossen werden. Wolfram Keil, Vorsitzender des Aufsichtsrats, erklärte dazu: „Wir sind absolut überzeugt, dass kika/Leiner mit einem starken Kerngeschäft wieder erfolgreich sein wird.“

kika/Leiner baut 1.100 Stellen ab

Geschäftsführer weg

Wie die Presse weiter berichtet, fehlte bei den  Verhandlungen über die Zukunft von kika/Leiner  ein wichtiger Mann: Gunnar George, der Geschäftsführer der Möbelkette, sei mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden. Sein Vertrag läuft mit Ende des Jahres aus.
Die niederösterreichischen ÖVP-Landesräte Petra Bohuslav und Martin Eichtinger sprachen noch am Abend von einem „herben Schlag für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich und vor allem für die hunderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kika/Leiner-Gruppe“. Jetzt sei wichtig, so die beiden Landespolitiker weiter, „dass wir den Betroffenen helfen. Daher haben wir unverzüglich mit dem Eigentümer Kontakt aufgenommen.“ Ziel müsse sein, dass es für   Arbeitnehmer annehmbare Lösungen gebe.

Der rote Landeshauptmann-Vize  Franz Schnabl sah zudem  Bundeskanzler und Vizekanzler gefordert. „Noch im Juni haben (Bundeskanzler) Kurz und (Vizekanzler) Strache stolz verkündet, Anteil am Weiterbestand zu haben“, erklärte Schnabl. „Ich bin gespannt, was die beiden Herren jenen Mitarbeitern zu sagen haben, die hierbei drohen, arbeitslos zu werden.“

„Für die Beschäftigten von kika/Leiner ist die Ankündigung eines Personalabbaus in dieser Größenordnung ein harter Schlag. „Wir fordern die Geschäftsführung auf, umgehend in Verhandlungen über einen Sozialplan für die betroffenen Beschäftigten einzutreten“, hieß es umgehend seitens Karl Dürtscher von der Gewerkschaft GPA-djp.

Turbulente Geschichte

Das Möbelhaus Leiner ist seit mehr als hundert Jahren in Österreich aktiv:  Im Jahr 1910 kaufte Rudolf Leiner senior das Stammhaus am St. Pöltner Rathausplatz, wo er ein Bettwarengeschäft übernahm. Expandieren konnte die Firma erst  ab 1960. Und 1973 eröffnete Herbert Koch, Schwiegersohn von Rudolf Leiner Junior, das erste kika-Einrichtungshaus in Wien-Heiligenstadt. Das Konzept der Selbstabholung der gewünschten Waren war damals neu und revolutionär – und letztlich sehr erfolgreich.

Im Herbst 2013 verkauften die Erben  der Möbelhauskette kika/Leiner an den südafrikanischen Steinhoff-Konzern um kolportierte 375 Millionen Euro.
Nachdem der Steinhoff-Konzern in diesem Jahr in  schwere finanzielle Turbulenzen geraten war,  wurde im Juni  bekannt gegeben, dass die Signa Holding des Tiroler Immobilieninvestors René Benko die Möbelkette kika/Leiner von Steinhoff übernimmt.

1.000 Jobs weg: Knalleffekt bei Kika/Leiner nach der Übernahme durch Benko

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