Signa-Pleite: "Benko muss dreistelligen Millionenbetrag zur Sanierung leisten"

Rene Benko
Laut dem Insolvenzexperten Gerhard Weinhofer sollen die Gesellschafter der Signa Holding bei der Sanierungsquote in die Pflicht genommen werden.

Rund um die fünf Milliarden Euro schwere Pleite der Signa Holding von René Benko kam es am Freitag zu einer Überraschung. Der Sanierer Erhard Grossnigg zieht in die Geschäftsführung der Signa Prime Selection AG und der Signa Prima Development AG ein. Der 77-Jährige gilt als Intimus von Hans Peter Haselsteiner, dessen Haselsteiner Familien-Privatstiftung 15 Prozent an der Signa Holding hält. In den Töchtern Signa Prime und Signa Development sind die lukrativsten Immobilien gebündelt.

Grossnigg hat zahlreiche Firmen erfolgreich saniert. Und er hat 2010 die Austro Holding gegründet. Sie hält Beteiligungen u. a. an Ankerbrot, Landmaschinen Deutz, an den Büromöbelherstellern Bene, Hali und Neudoerfler sowie an der Gaulhofer Industrie Holding. Die grosso holding um Grossnigg hält 55 Prozent am österreichischen Prozessfinanzierer AdvoFin.

Indes wirft die Pleite der Signa Holding viele Fragen auf. Für den Sanierungsplan mit einer Mindestquote von 30 Prozent muss das Unternehmen innerhalb von zwei Jahren rund 1,5 Milliarden Euro aufbringen.

Geld in die Kasse spülen

Die Kernfrage ist, welchen finanziellen Beitrag die Gesellschafter der Signa Holding zur Sanierung leisten werden; allen voran Mehrheitsgesellschafter René Benko. „Ich sehe beim Aufbringen der Quote die Gesellschafter in der Pflicht. Wenn Herr Benko eine Sanierung der Signa Holding erreichen möchte, muss er Geld zuschießen, wahrscheinlich einen dreistelligen Millionenbetrag“, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform zum KURIER. Er verweist darauf, dass die Privatstiftung von Benko bereits die Jacht Roma (39,9 Millionen Euro) und Gemälde (30 Millionen Euro) verkaufen will. Außerdem besitzt Benko noch etliche Nobel-Immobilien im In- und Ausland. Somit könnten die Gläubiger und ihre Rechtsvertreter weiteren Druck auf Benko und seine Mitgesellschafter ausüben.

Außerdem könnte der Verkauf einzelner Projekte und Liegenschaften Geld in die Kasse der Signa Holding spülen. Doch die Tochter Signa Prime hat im Vorjahr bei einem Umsatz von 466 Millionen Euro einen Verlust in Höhe von einer Milliarde Euro geschrieben.

„Die Liegenschaften sind mit Pfandrechten zugepflastert. Wenn diese verkauft werden, werden die finanzierenden Banken mit dem Erlös bedient“, sagt Weinhofer. Nur wenn ein Verwertungsüberschuss erzielt wird, fließt dieser in den Topf für die unbesicherten Gläubiger.

Bau ohne Gesamtfininzierung

Einige Bauprojekte stehen mittlerweile still. Paradebeispiel ist der Hamburger Elbtower. Der Bau soll laut Insider begonnen worden sein, ohne dass das Projekt ausfinanziert war. Wie berichtet, sollen 400 Millionen in das Projekt geflossen sein, die restlichen 550 Millionen Euro den Bau des 245 Meter hohen Turms fehlen. Es werden nun Investoren gesucht, die das neue Wahrzeichen Hamburgs fertigbauen wollen. 

Auch zur Signa Prime gehört das achtstöckige Kaufhaus-Hotelprojekt Lamarr in der Mariahilfer Straße in Wien. Der Luxusbau ist ein Joint Venture von Signa und der thailändischen Central Group. Die Thailänder sind auch Signa-Partner bei der KaDeWe-Group, der Schweizer Globus-Kette und bei Selfridges in Großbritannien. Bei letzterer Kette haben die Thailänder zuletzt den 50-Prozent-Anteil der Signa übernommen. Geld ist aber keines geflossen, sondern die Gruppe hat einen Kredit für Selfridges in Eigenkapital umgewandelt.

Höchstpfandrechte

Der Rohbau des Lamarr in Wien wurde fertiggestellt und „die Grundelemente der Fassade werden derzeit aufgehängt“, sagt ein Insider. "Es wird gebaut." Die Liegenschaft gehört der Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH. Auf ihr hat die Raiffeisenlandesbank OÖ (seit April 2018) ein Höchstpfandrecht in Höhe von 123,5 Millionen Euro eingetragen und die UniCredit Bank Austria (seit Februar 2022) ein Höchstpfandrecht von 295 Millionen Euro.

Zur Erklärung

Indes stellte die Firma von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die Rechnung für eine erfolgreiche Investorensuche in Höhe von 2,4 Mio. Euro nicht an die Signa Holding, sondern an die Signa Lima, davon wurden aber nur 750.000 Euro beglichen.

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