„Ja, natürlich fühle ich mich betrogen, geschädigt und getäuscht“, gab Tanner am 31. Jänner 2025 beim Bundeskriminalamt zu Protokoll. „Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass René Benko dieses Geld durch mehrere Gesellschaften geschleust und als sein eigenes ausgegeben hat. Das ist für mich ganz klar eine grobe Täuschung und Betrug. Einem möglichen Anschluss als Privatbeteiligter im laufenden Ermittlungsverfahren behalte ich mir daher ausdrücklich vor.“ Das Einvernahmeprotokoll liegt dem KURIER vor.
Druck gemacht
Benko habe ihm am 26. Juni 2023 Druck gemacht, zwecks Kapitalstärkung der Signa Holding 2,1 Millionen Euro zu überweisen. Drei Tage später hat dann eine Mitarbeiterin Tanners das Geld angewiesen. In einer Zeit, als es mit der Signa schon steil bergab ging.
„René Benko hat alle Präsentationen geführt und insbesondere auch sämtlich Entscheidungen in der Signa-Gruppe getroffen“, so der Schweizer. „Benko hat aus unserer Sicht zu hundert Prozent die Rolle als Geschäftsführer innerhalb der gesamten Signa-Gruppe innegehabt. Es wurde alles nach seinem Willen entschieden. Die teilweise gegen die Empfehlungen der anderen Gesellschafter der Signa Holding.“
Dividendenausschüttung
Vor allem beim Einstieg in das Handelsgeschäft mit der Übernahme der deutschen Kette Galeria Karstadt Kaufhof habe es kritische Stimmen gegeben. „Man wurde erst im Nachhinein darüber informiert, dass das Investment gemacht wurde“, so Tanner. Das sei auch bei der Übernahme des britischen Selfridges-Kette der Fall gewesen.
Ab dem Jahr 2021 habe die Signa Holding auch keine Dividenden mehr gezahlt. „Den Holding-Gesellschaftern wurde zwar mitgeteilt, dass Dividendenzahlungen nicht finanzierbar wären, bei den Subgesellschaften und auch an deren Gesellschafter wurden aber dennoch welche ausbezahlt, wie wir im Nachhinein erfahren haben“, so der Investor. „Das war für uns ein erstes Zeichen, dass es für die Signa langsam und allmählich wohl den Bach runtergehen würde.“
"Sehr undurchsichtig"
Auch sei die Kommunikation von Benko generell „sehr undurchsichtig“ gewesen. So sollten die Investoren weitere 30 Millionen Euro aufstellen, um den Online-Sporthändler Signa Sports United (SSU) vor der Insolvenz zu retten. Nach Tanners Ansicht hätte Benko doch in der Lage sein müssen, 30 Millionen Euro aufzubringen, wo er doch Jachten, Flugzeuge und Immobilien privat besitzt. Benko soll geantwortet haben, dass das Vermögen nicht ihm, sondern Stiftungen gehöre und er nicht selber entscheiden könne. Eine davon ist die Laura Privatstiftung.
„Benko war in jeder Stiftung die leitende Person und hatte das Sagen. Wenn schon nicht auf dem Papier, dann ganz sicher faktisch in der Realität“, sagt Tanner. „Aus meiner Sicht war die ,Laura-Gruppe’ zu keinem Zeitpunkt unabhängig von der Signa. Die Laura-Gruppe führte aus, was Benko wollte.“ Dem Vernehmen nach bestreitet Benko alle Vorwürfe.
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