Benko-Partner lichtet die Anker

Reeder Economou lässt sich seine Anteile von Benko mit angeblich 250 Millionen Euro ablösen
Reeder Economou halbiert seinen Anteil – der Grieche braucht Kapital für seine Ölbohrschiffe.

Für die Öffentlichkeit kam die Nachricht an die Bundeswettbewerbsbehörde überraschend, wie so viele Meldungen aus der Signa-Gruppe des Tirolers René Benko. Im Hintergrund war jedoch seit Längerem klar, dass der griechische Reeder George Economou sein Engagement im Immobilien-Imperium des 37-jährigen Tirolers reduzieren wird. Er gibt die Hälfte seines 50-Prozent-Anteils an der Signa-Holding an die Familie Benko Privatstiftung ab. Diese hält damit 74,15 Prozent.

Offiziell heißt es, Economou, der als einer der reichsten Reeder Griechenlands gilt, werde sich wieder stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Was im Klartext bedeutet: Economou braucht Geld.

Dem Milliardär und Kunstmäzen setzt der Verfall des Ölpreises heftig zu. Seine an der New Yorker Nasdaq notierte Dry Ships Inc. besitzt 13 Hochsee-Ölbohrschiffe. Diese mobilen Bohrplattformen werden an Ölkonzerne beziehungsweise Explorationsunternehmen vermietet. Seit sich der Rohölpreis halbiert hat und die Nachfrage nach den Schiffen sinkt, verliert Economou in dem kapitalintensiven Business täglich Geld.

Da kommt frisches Geld sehr gelegen. Signa nennt wie üblich keine Details. Insider gehen davon aus, dass Economou rund 250 Millionen Euro Kasse machen dürfte. Der Reeder stieg 2011 über seine in Zypern domizilierte Globalbasis Limited zu 50 Prozent in die Signa Holding ein und soll als Morgengabe rund 500 Millionen Euro investiert haben. "Er hat mit diesem Investment gut verdient", meinen Informierte.

Bevor Economou in die Holding ging, hatte er sich bei Benko bereits in die ehemalige Bawag-Zentrale ("Goldenes Quartier") und die ehemalige Bank-Austria-Zentrale in der Wiener Innenstadt (Am Hof) eingekauft. Ebenso in das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck.

Benko lernte den um 24 Jahre älteren Reeder 2008 bei einem Dinner der Hamburger HSH-Nordbank kennen. Das Institut ist stark im Immobilien-Geschäft und einer der größten Schiffs-Finanzierer. Die großen griechischen Reeder suchten damals alternative Investments. Economou war vom jungen Tiroler, der in Innsbruck mit dem Ausbau von Dachböden begann, auf Anhieb begeistert.

Mit dem neuen Partner an Bord konnte Benko so richtig expandieren. Das Verhältnis zwischen den beiden, die neben dem Geschäft auch die Liebe zu Status-Symbolen wie Privatjet, Yacht und rasanten Autos gemein haben, soll nach wie vor gut sein. Beim Einstieg in die Signa wurde vertraglich ein gegenseitiges Aufgriffsrecht vereinbart. Die Auszahlung des Griechen-Milliardärs finanziert Benko laut Insidern aus seinem Privatvermögen.

Sein Umfeld beteuert, eine derartige Größenordnung sei kein Problem für ihn. Außenstehende fragen sich allerdings schon lange, wie macht das der Benko? Wie schafft es der zum zweiten Mal verheiratete Vater zweier Kinder, binnen weniger Jahre zu einer der Branchengrößen aufzusteigen? Längst nicht nur in Österreich. Seit der Karstadt-Übernahme spielt Benko in der Europa-Liga mit. Und tradet (kauft und verkauft) Immobilien in atemberaubendem Tempo. Wobei, ob die Sanierung von Karstadt gelingt, wird man erst sehen.

In der Signa Prime Selection sind die Top-Immobilien, quasi die Kronjuwelen des Imperiums. Mit einer Eigenkapitalquote von knapp über 40 Prozent ist das Unternehmen solide aufgestellt. Benko versteht es geschickt, Wirtschaftsprominenz in seine Gremien zu holen und als Investoren anzulocken. Mitaktionäre der Prime sind der Berater Roland Berger, Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner (über seine Stiftung) und Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Die Falcon Private Bank, im Eigentum eines Staatsfonds von Abu Dhabi, hält 22,2 Prozent.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Immo-Gesellschaften. Das Vermögen der gesamten Gruppe wird nach eigenen Angaben mit sechs Milliarden beziffert. Die Bewertungen wurden allerdings nie offen gelegt. Geld holt sich Benko von vermögenden Privaten und institutionellen Investoren, über Anleihen, die teilweise über Luxemburg laufen, und Bank-Kredite. In der Finanzbranche hört man sehr unterschiedliche Meinungen. Von "Benko macht das großartig, alles nur Neider" bis zu "lieber nicht anstreifen".

Als die deutsche WirtschaftsWoche kürzlich ausführlich unter dem Titel "Glänzende Fassade" berichtete, Immobilien und Kredite würden im Konzern im Kreis geschickt und einige Beispiele anführte, deckte Signa das Magazin mit Klagen ein.

2013 zog sich Benko aus der operativen Führung des Konzerns zurück und ging in den Beirat. Zusammenhänge mit dem damals laufenden Gerichtsverfahren wegen verbotener Intervention in einer Steuerangelegenheit (in Italien, gemeinsam mit einem Innsbrucker Steuerberater) wies er zurück. Der Oberste Gerichtshof bestätigte die einjährige bedingte Haftstrafe. Derzeit ermittelt die Korruptions-Staatsanwaltschaft rund um den Verkauf eines alten Gasthofes in Oberlech. Benko ließ das Gasthaus niederreißen und stellte ein Luxus-Chalet hin.

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