Signa Development: Banges Warten auf Insolvenzanträge
Die Schlagseite des Immobilien-Imperiums von René Benko dürfte noch bedrohlicher werden. Alle vorliegenden Informationen laufen auf die Beantragung weiterer Sanierungsverfahren hinaus.
Rund um den maroden Signa-Konzern von René Benko brodelt weiterhin die Gerüchteküche. Nachdem am Freitag die Signa-Tochter Signa Development Finance SCS mit Sitz in Senningerberg, Luxemburg, in einer Ad-hoc-Meldung angekündigt hat, dass sie und weitere Gesellschaften des Konzerns Signa Development Selection AG wahrscheinlich Insolvenz anmelden werden, wartet die heimische Immobilienbranche darauf, ob dieses Gebilde aus rund 270 Gesellschaften tatsächlich zusammenbrechen wird. Denn die Signa Development Finance hat eine 300 Millionen Euro schwere Anleihe begeben, für die die Konzernmutter Signa Development garantiert.
„Es ist nicht auszuschließen, dass es zu einem Dominoeffekt kommen könnte“, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform. Um das tatsächlich beurteilen zu können, bedarf es aber noch entsprechender Hintergrundinformationen. Kernfrage sei, ob wechselseitige Haftungen und Bürgschaften bestehen. Einen Überblick, welche Gesellschaft der Signa Development Gruppe wofür haftet, gibt es bisher noch nicht. Die Signa Development investiert in Immobilienprojekte in verkehrsgünstigen, zentrumsnahen Lagen in Ballungsräumen in Österreich, Deutschland und Norditalien. Bevorzugte Städte sind Wien, Berlin, München, Frankfurt und Hamburg.
„Daneben hält die Signa Development-Gruppe ein Immobilienportfolio zur Vermietung und Wertoptimierung“, heißt es im Bilanz-Lagebericht. Im Geschäftsjahr 2022 wirkten sich die gestiegenen Marktzinsen auf die Signa Development Gruppe „in mehrfacher Hinsicht negativ aus“.
„Einerseits verursachten die gestiegenen Marktzinsen, dass die für die Immobilienbewertung verwendeten Abzinsungssätze ebenfalls anstiegen, was zu einem bedeutenden Wertverlust geführt hat“, heißt es weiter. Für die Signa Development Gruppe spiegelt sich auch die erhöhte Inflation und damit die erhöhten Zinsen in der Bewertung von Immobilien wider.
Im Geschäftsjahr 2022 kam es daher zu einem erhöhten Abwertungsdruck auf Immobilien. So sank das langfristige Immobilien-Vermögen von 3,74 Milliarden Euro auf 2,97 Milliarden Euro. Auch dürfte das Immobilienvermögen großteils an Banken verpfändet sein. Unklar ist, ob auch nicht verpfändetes Immobilienvermögen vorhanden ist. Ungeklärt ist außerdem, ob die Signa Development heuer, wie geplant, 473 Millionen Euro Kredite tilgen kann. Oder ob sie Stundungen und Stillhalteabkommen, wie kolportiert wird, mit den Banken ausgehandelt hat.
Illustre Aktionäre
Insgesamt hat die Signa Development Gruppe 2,76 Milliarden Euro Verbindlichkeiten angehäuft, davon entfallen 1,05 Milliarden Euro auf Banken, 279 Millionen Euro auf Anleihen, rund 417 Millionen Euro auf Genussrechte und 268 Millionen Euro auf weitere Finanzverbindlichkeiten.
Indes ist die Liste der Signa-Development-Aktionäre illuster: die Familienprivatstiftung von Bautycoon Hans Peter Haselsteiner, die Peugeot Invest UK Ltd. des Auto-Industriellen Robert Peugeot, die RAG-Stifung, die den Steinkohleabbau in Deutschland abwickelt, der Schweizer Kaffeemaschinenhersteller Eugster/Frismag, Berater-Doyen Roland Berger sowie Union Investment, die Fondsgesellschaft der DZ Bank.
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