Siemens baut Kraftwerke mit 3-D-Druckern

Turbine von Siemens aus dem 3D-Drucker.
Konzern erhofft sich Innovationssprung.

Die Digitalisierung breitet sich in der Industrie immer weiter aus, inzwischen ist sie mitten in den Fertigungsprozessen angekommen. "Digitalisierung ist vom Anfang bis zum Ende dabei, von der Konzeptionierung bis hin zur Produktion", sagt Hans Holmström, Vorstand von Siemens Industrial Turbomachinery und Leiter des Siemens-Werks im schwedischen Finspang.

Dort werden riesige Gasturbinen hergestellt, die in Kraftwerken oder als Schiffsantrieb eingesetzt werden. Deren Komponenten, die im Betrieb großer Hitze und enormen Kräften ausgesetzt sind, stammen zum Teil aus 3-Druckern. "Das ist nicht Science-Fiction, das findet bereits heute statt", sagt Holmström.

Laserstrahl

Ganze Bauteile entstehen ausschließlich aufgrund eines Datenflusses, eines Laserstrahls und eines Metall-Pulvers. "Auf diese Weise können Teile gefertigt werden, die man auf andere Weise gar nicht herstellen könnte", erklärt Holmström. Er spricht damit etwa die Kühlkanäle in den Schaufeln der Turbinen an. Durch die moderne Technologie können diese komplexer und wirkungsvoller konstruiert werden. Mit der herkömmlichen Produktionsweise benötigte Siemens für einzelne Teile sechs bis zwölf Monate, heute sind es oft nur einige Wochen.

3-D-Druck macht damit nicht nur die Produktion, sondern auch die Produkte effizienter. Auch Reparaturen sind rascher und einfacher möglich. Statt Einzelteile zu tauschen, wird nur die schadhafte Stelle abgetragen und mittels 3-Druck vervollständigt.

Wettrennen

In Zukunft will Holmström die Drucker näher an den Kunden bringen, z.B. in Pumpwerke von Pipelines, die sich mitten in der Wüste befinden. Wenn dort ein Teil defekt wird, kann es an Ort und Stelle hergestellt werden – und das alles von einem Computer aus, der tausende Kilometer entfernt ist. Zwar bestehe eine Gefahr durch Cyberttacken, diese könnten aber durch Cyber-Management und regelmäßige Software-Updates entschärft werden.

Siemens ist nicht das einzige Unternehmen, das sich in diesem Bereich engagiert. "Es gibt am Markt ein wahres Rennen, man darf nie stehenbleiben", sagt Thorbjörn Fors, Vorstand der Siemens Power Generation Services Division. Die Entwicklung schreite rasch voran und die Rahmenbedingungen würden sich ständig ändern. Eine Herausforderung sei derzeit noch die chemische Zusammensetzung der jeweiligen Pulver, Neuentwicklungen würden oft ein halbes Jahr oder länger dauern.

Siemens Österreich ist auch schon in die neue Technologie involviert. In Bolivien wickelt Siemens derzeit eine Großauftrag von mehreren Kraftwerken mit besagten Gasturbinen ab, geleitet wird das Projekt von Österreich aus.

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