Wer umbaut, ist unbeliebt – wer nicht investiert aber auch
Wenn es um konkrete Umsatz- und Gewinnzahlen geht, werden selbst geschwätzige Händler einsilbig. Ob sich ein Standort rechnet, ist oft nur gerüchteweise zu erfahren. Das Beratungsunternehmen Standort+Markt tischt nun dennoch den neuen Shoppingcenter Performance Report auf. Für diesen hat ecostra 65 Expansionsmanager großer Handelsketten über ihre Zufriedenheit mit einzelnen Standorten im Vergleich zu anderen befragt.
Als Top-Standort geht "The Mall" in Wien-Mitte hervor. Ein "aufgelegter Sieg", wie Hannes Lindner von Standort+Markt meint: "Es gibt hier einen Bahnhof, eine Einkaufsstraße, ein Kinocenter – also Frequenz, und offenbar auch noch vertretbare Mieten." Platz zwei geht an den Messepark Dornbirn, einen Standort, der von der kaufkräftigen Schweizer Klientel profitiert, die derzeit die Vorarlberger Wirtschaft ankurbelt. Dennoch "eine traurige G’schicht", findet Lindner. Denn eine Erweiterung des Shoppingcenters scheitert an der Politik. Platz drei belegt das Neukauf EKZ in Spittal an der Drau, das offenbar wohl auch mit fairen Mieten punktet.
Was den Mietermix angeht, bleibt die Shopping City Süd (SCS) unschlagbar, gefolgt von der umgebauten Plus City in Pasching und dem Europark in Salzburg.
Im Gesamtranking konnte das Einkaufszentrum am Wiener Hauptbahnhof zehn Plätze wett machen und landet im neuen Report auf Rang 69 - und damit noch immer im letzten Drittel. Das Verhältnis zwischen Mieten und Umsätzen hat sich laut Insidern vor allem deswegen verbessert, weil die Center-Manager bei den Miethöhen eingelenkt haben.
Ausgediente Formeln
Die Formel "je größer desto besser" hat laut Lindner ausgedient. So finden sich unter den Top 10 im Performance-Ranking viele kleinere Standorte. Sie punkten laut den Experten mit fairen Mieten und damit guten Verdienstaussichten. Auch der Spruch "Oldies but Goldies" hat ausgedient. Wer nicht investiert, rutscht in der Beliebtheitsskala schnell ab. Wobei den Mietern aber auch Umbauten ein Gräuel sind, weil sie nicht nur mit Schmutz und Lärm, sondern auch mit Umsatzeinbußen verbunden sind.
Ein Drittel der Befragten geht übrigens davon aus, dass künftig weniger Menschen in die Shoppingcenter kommen werden, wohl auch, weil viele Einkäufe bequem von der Wohnzimmercouch aus erledigt werden.
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