Semperit-Chef: Trumps Politik "nichts dramatisch Neues"

Semperit-Chef Fahnemann: USA ein wichtiger Markt
Semperit-Vorstandschef Fahnemann sieht die wirtschaftlichen Folgen der US-Präsidentenwahl recht gelassen.

Donald Trump? "Ich glaube nicht, dass er die Parolen des Wahlkampfes 1:1 umsetzt", sagt Thomas Fahnemann, Vorstandschef des niederösterreichischen Gummi- und Kautschukkonzerns Semperit. Das Unternehmen erwirtschaftet rund 15 Prozent seines Umsatzes in den USA, vor allem mit medizinischen Schutz-Handschuhen (Sempermed) und Förderbändern unter anderem für Kohleminen (Sempertrans).

Um näher an den Kunden zu sein, erwägt Semperit schon länger den Bau eines Förderband-Werkes im Süden der USA. Die Entscheidung soll in den nächsten Monaten fallen. Der Ausgang der US-Wahl habe darauf keinen Einfluss, so Fahnemann, da gehe es eher um den richtigen Zeitpunkt. Wegen der zuletzt niedrigen Rohstoffpreise blieben Großaufträge aus und die Preise für Förderbänder gerieten unter Druck.

Die Absicht Trumps, wieder mehr Industrie in die USA zu holen, ist für Fahnemann "nichts dramatisch Neues". Schon in den vergangenen zwei bis drei Jahren sei das Land wegen niedriger Energiepreise und hoher Automatisierung attraktiver geworden und viel Produktion sei zurückgekommen. Das werde jetzt verstärkt. Bei den Schutz-Handschuhen - hier wirkte sich die Gesundheitsreform Obamas positiv aus - ist der Semperit-Chef recht entspannt. "Es gibt keinen einzigen Gummihandschuh-Hersteller in den USA". Sollte es Importzölle geben, würden diese letztlich die US-Kunden zahlen müssen. Die Globalisierung einfach zurückdrehen zu wollen, werde auch Trump nicht gelingen, so Fahnemann.

Kohleausstieg

Kein Nachteile wäre für Semperit, wenn die USA das Klimaabkommen von Paris und damit den Ausstieg aus der Kohle nicht ratifizieren. Die Kohleförderung macht rund 50 Prozent des Sempertrans-Geschäftes aus, der Rest entfällt auf Eisenerz, Kupfer oder Zement sowie andere Einsatzgebiete wie etwa die Logistik in großen Häfen.

"Wir bereiten uns natürlich auf den Ausstieg vor", sagt Fahnemann, "die Kohle wird aber auch nach Einleiten der Wende in den nächsten 15 bis 20 Jahren eine wichtige Rolle in der Industrie spielen." Längerfristig ergebe sich höchstens eine Verschiebung der Segmene. Fahnemann nennt ein Beispiel: "In Chile oder Peru gibt es große Kupfervorkommen, die noch in den nächsten 80 bis 100 Jahren gefördert werden. Da geht es um die Frage, noch tiefer in den Berg hineinzukommen, was für unser Geschäft gut ist".

Schwieriges Jahr

In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres musste Semperit ein Umsatzminus von 6,4 Prozent auf 647,6 Mio. Euro hinnehmen, der operative Gewinn (EBIT) schrumpfte um 13,5 Prozent auf 46,7 Mio. Euro. Für 2017 rechnet das Unternehmen mit einem schwierigen Jahr, vor allem in den Segmenten Medizin und Industrie. Für das EBIT wird ein ein Rückgang von rund 20 Prozent erwartet.

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