Seltene Erden: Autoindustrie leidet unter Chinas Ausfuhrbremse

Die Produktion des Suzuki Swift wurde gestoppt - angeblich wegen des Mangels an Seltenen Erden.
Maßnahmen gegen US-Zölle treffen weltweite Autoindustrie. Beschaffung Seltener Erden ist schwierig, Vorräte werden aufgebraucht.

Zusammenfassung

  • China hat Ausfuhrbeschränkungen für sieben Seltene Erden verhängt, was die Autoindustrie weltweit trifft.
  • Diese Materialien sind essenziell für viele Autokomponenten, besonders für Elektromotoren und Magnete darin.
  • Die Abhängigkeit von China ist groß. Weltmächte wie die USA und die EU versuchen, eigene Lieferketten aufzubauen.

Der Suzuki Swift ist einer der bekanntesten Kleinwagen aus Japan. Er wird seit 1983 hergestellt, die aktuelle Generation ist die siebente. Die Produktion des Swift hat Suzuki aber vorübergehend eingestellt. Insidern zufolge liegt dies an einem Mangel an Seltenen Erden. Die stammen großteils aus China, das am 4. April Ausfuhrbeschränkungen dafür verhängt hat. Der Schritt, der sich eigentlich gegen die Zollpolitik der USA richtet, stellt Autohersteller weltweit vor ein großes Problem.

UPDATE: Die EU-Handelskammer teilt mit, dass China in besonders dringenden Fällen interveniert und europäische Unternehmen so schneller zu Ausfuhrlizenzen kommen können.

Beschaffung von sieben Elementen schwierig

Die chinesische Regierung hat keinen völligen Exportstopp beschlossen. Wer seltene Erden aus dem Land schaffen will, benötigt nun aber eine Lizenz. Jede Lieferung ist mit großem bürokratischen Aufwand verbunden. Nicht alle Materialien, die unter den Begriff Seltene Erden fallen, sind davon betroffen, sondern nur sieben: Samarium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Lutetium, Scandium und Yttrium.

Im zentralen Süden Chinas werden Seltene Erden mit viel menschlicher Arbeitskraft abgebaut.

Im zentralen Süden Chinas werden Seltene Erden mit viel menschlicher Arbeitskraft abgebaut.

Vom Sensor zum Scheibenwischer

Diese Stoffe stecken in einer Vielzahl an Autokomponenten. Ohne Zugang zu ihnen seien Automobilzulieferer "nicht in der Lage, Automatikgetriebe, Drosselklappen, Lichtmaschinen, verschiedene Motoren, Sensoren, Sicherheitsgurte, Lautsprecher, Lichter, Motoren, Servolenkungen und Kameras zu produzieren", warnt die Branchenvereinigung Alliance for Automotive Innovation.

Besonders wichtig sind die Seltenen Erden für die Produktion hitzeresistenter Magneten für Elektromotoren. Große Hersteller haben es mittlerweile geschafft, Antriebsmotoren zu entwickeln, die ohne Seltene Erden auskommen. Sie werden aber immer noch in kleineren Motoren gebraucht, etwa für Scheibenwischer, Klimaanlagen oder elektrische Fensterheber. Ein einziger Komfortsitz eines Pkw kann 12 Motoren mit Seltenen Erden zur individuellen Anpassung an den Passagier enthalten, schreibt die New York Times.

Stärke wird als Druckmittel genutzt

China hat die größten Reserven Seltener Erden und beherrscht vor allem ihre Verarbeitung. Einzelne Materialien werden auch in anderen Ländern gefördert, dann aber nach China gebracht, um verarbeitet zu werden. Nur hier gibt es großindustrielle Anlagen dafür und notwendiges Know-how.

Die Regierung weiß, diese Stärke als Druckmittel zu nutzen. 2010 wurde wegen eines Konflikts um ein Seegebiet ein zweimonatiger Exportstopp über Japan verhängt. Experten in aller Welt verstanden das als Weckruf. Die Abhängigkeit von China in diesem Bereich ist gigantisch.

Die Verarbeitung von Seltenen Erden erfordert teilweise über 100 Arbeitsschritte.

Die Verarbeitung von Seltenen Erden erfordert teilweise über 100 Arbeitsschritte.

Eigene Lieferkette aufzubauen, fällt schwer

In den USA wurde daraufhin vermehrt in den Aufbau einer eigenen Industrie rund um Seltene Erden investiert. Die Materialien haben auch geostrategische Relevanz. Sie stecken in großer Menge in Kriegsgerät von Raketen bis Kampfjets. Die USA sind aber noch weit davon entfernt, eine komplette Lieferkette zu besitzen. Auch die Europäische Union hat das Problem der Abhängigkeit erkannt und will dagegen vorgehen.

Vorräte aufbrauchen und auf Deal hoffen

Für Unternehmen in der Automobilindustrie ist es in der aktuellen Situation wichtiger denn je, Vorräte zu besitzen. Aber auch die sollen in manchen Fällen nur noch wenige Wochen reichen. Zu neuer Ware zu gelangen, falle manchen Unternehmen leichter als anderen. Laut dem Verband der europäischen Autozulieferer CLEPA seien die Bedingungen, zu denen geliefert wird, selbst in China von Provinz zu Provinz verschieden.

Die EU-Handelskammer hat am Freitag mitgeteilt, dass sich die Lage leicht verbessere. Die Zahl der Ausfuhrgenehmigungen für europäische Firmen sei gestiegen, teilte die Kammer in Peking mit. China habe offenbar den dringendsten Fällen Vorrang eingeräumt, "um eine größere Krise zu vermeiden", hieß es.

Im Grunde scheint es China jedenfalls um den Handelskonflikt mit den USA zu gehen. Die Präsidenten Xi Jinping und Donald Trump sollen diese Woche Gespräche führen. Trump richtete im Vorfeld aber bereits über die Online-Plattform X in Großbuchstaben aus, dass Xi sehr zäh sei. Es sei extrem schwierig, mit ihm einen Deal abzuschließen.

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