Fünf Stunden, zeigt das Display
Diese hätte ich wohl auch auf der Autobahn schon beachten sollen. Denn: 120 bis 130 km/h fährt man „nicht mit dem E-Auto“, wie mit Experten im Nachhinein klar machen. Schön gemütlich mit 100 km/h auf der ersten Spur. Das wäre besser gewesen. Und: Die Reichweitenanzeige beim e-Golf sei nach dem Vollladen weit übertrieben. Nicht 280 km, sondern 200 bis 220 Kilometer sei die wahre Reichweite. Und natürlich hat auch die Klimaanlage im Auto ordentlich Strom gefressen.
Nächste Station Eisenerz in der Steiermark. Da das kleine Städtchen wegen eines Festivals völlig ausgebucht ist, muss ich die nächstgelegene freie Unterkunft auf der Passhöhe am Präbichl wählen. Lautlos gleitet der e-Golf die bestens ausgebaute Passstraße bis auf 1.200 m Seehöhe hinauf. Der Anstieg kostet ordentlich Reichweite.
Doch bei der Talfahrt zurück nach Eisenerz gewinnt der e-Golf diese wieder. Elektrofahrzeuge laden beim Bremsen auf. Das Tanken in der Kleinstadt funktioniert dann klaglos: Tankkarte des eigenen Stromversorgers über das Funksymbol halten, das Kabel mit dem Typ-2-Stecker in die Buchse stecken. Das Auto baut die Verbindung mit der E-Tankstelle auf und beginnt zu laden: fünf Stunden, zeigt das Display.
Der Typ-2-Stecker ist der übliche Stecker, der an den öffentlichen Ladestellen zu nutzen ist. Elf Kilowatt Leistung haben die meisten Ladepunkte. Der e-Golf kann ohnehin nur mit sieben kW Gleichstrom laden. Da wäre das Anstecken an eine 22-kW-Station ohnehin ungünstig – und zu teuer (siehe unten).
An den Schnellladestellen, die ich erstmals in Velden am Wörthersee nutze, finde ich drei Steckerarten: Den Typ-2-Stecker mit 43 kW Wechselstrom, den CCS 50 kW Gleichstrom und den Chademo, auch 50 kW. „Elektromobilistas kennen sich da aus“, betonen Experten.
Neulingen in der E-Mobilität wird da einiges an Strom-Wissen abverlangt. Der e-Golf kann nur mit dem CCS-Stecker schnell laden, erkenne ich rasch: 36 Minuten für etwa drei Viertel voll. Besser aber ist langsames Laden. Das schont die Batterie.
Beim Aufladen im Hotel muss ich das Kabel zunächst über den Gehsteig zum Stecker legen. Das schien mir dann aber zu gefährlich. Es könnte jemand stolpern. Also umparken. Stecker rausziehen und näher zur Steckdose fahren. Irrtum.
Der Stecker ist verriegelt, damit Passanten ihn nicht einfach abziehen. Ich suche in der Beschreibung, was zu tun ist – unter T wie Tanken. Das gibt es nicht. Unter L wie Laden steht dann: Auto zusperren, entsperren, dann Stecker abziehen.
Unterschätzt habe ich auch, wie lautlos das Auto fährt. Eine Fußgängerin am Parkplatz schreckt sich, als der Golf sich plötzlich in Bewegung setzt. Das wird sich ändern. Laut einer EU-Richtlinie müssen neue E-Fahrzeuge Geräusche machen.
Überrascht hat mich auch, wie viel Aufmerksamkeit so ein E-Auto erregt – nicht, weil es umweltfreundlich ist. „Der zieht ab wie eine Rakete. Da putzen Sie doch jeden Porsche an der Kreuzung.“ Das waren die häufigsten Bemerkungen.
Der Golf wurde von der EVN zur Verfügung gestellt.
Was das Laden kostet
Am billigsten ist das Laden zu Hause. Die Kilowattstunde kostet – je nach Versorger – 17 bis 20 Cent. Wird dafür ein normaler Schuko-Stecker benutzt, dauert das Vollladen zehn bis 13 Stunden. Kosten der Vollladung: etwa 6,50 Euro (beim e-Golf).
Bei den 3.500 öffentlichen Ladestellen ist der Preis nach Leistung und Zeit gestaffelt: Die EVN verlangt bei 11-kW-Ladepunkten 6,5 Cent pro Minute (21,5 Euro für die Vollladung), an 22-kw-Ladestellen 13 Cent. Mit der EVN-Ladekarte kann man in allen Bundesländern außer Tirol zum EVN-Tarif laden.
Die Versorger sind mit Ausnahme der Tiwag in einem Roaming-System der gegenseitigen Abrechnung verbunden. Die Energie AG Oberösterreich bietet Pauschaltarife von 19,90 bis 49,90 Euro pro Monat je nach Lademenge an.
Zudem gibt es einen Zeittarif. Manche Gemeinde, wie etwa Micheldorf in OÖ, bieten Gratis-Laden an. Wichtig: Die Leistung des Ladepunkts soll jener des Autos entsprechen. Wird der e-Golf an die 22-kW-Station angehängt, zahlt man auch den 22-kW-Preis. Das Auto lädt aber nur mit 7 kW.
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