Selbstfahrendes Auto: "Keine Science Fiction mehr"

Selbstfahrendes Auto: "Keine Science Fiction mehr"
TTTech-Vorstand Kopetz: Österreich könnte zum Vorreiter bei der Entwicklung selbstfahrender Autos werden.

Hände weg vom Lenkrad: Der nächste Audi A8 soll ab 2017 bis zu 60 km/h völlig autonom fahren, verspricht der Hersteller. Aber wird er es auch auf öffentlichen Straßen dürfen? Fehlende Zulassungen und gesetzliche Hürden bremsen derzeit die Markteinführung der selbstfahrenden Autos in Europa.

Selbstfahrendes Auto: "Keine Science Fiction mehr"
TTTech Vorstand Kopetz
Das Wiener Hightech-Unternehmen TTTech, ein führender Technologielieferant für fahrerlose Fahrzeuge, sieht in der Lockerung von Gesetzeshürden eine große Chance für Österreich als Hightech-Standort. "Selbstfahrende Autos sind längst keine Science Fiction mehr, Österreich könnte sich hier als Vorreiter positionieren", sagt TTTech-Mitgründer und Vorstand Georg Kopetz dem KURIER. Als Beispiel für Änderungsbedarf nennt er die Straßenverkehrsordnung, die auf die Wiener Straßenverkehrskonvention von 1968 zurückgeht. Diese besagt, dass Autofahrer mittels Selbststeuerung die Kontrolle über ihr Fahrzeug behalten müssen. Hier könnte es Ausnahmen geben.

In Kalifornien hat Audi bereits eine teilweise Zulassung erreicht. In Großbritannien und Schweden gibt es einige Teststädte, wo fahrerlose Autos fahren dürfen, Deutschland plant zumindest Teststrecken.

Volle Auftragsbücher

Autonomes Fahren zählt derzeit zu den größten Wachstumsmärkten in der Technologiebranche. Die Auftragsbücher von TTTech sind prall gefüllt: "Von einer Krise spüren wir absolut nichts", sagt Kopetz. Für das Gesamtjahr wird ein Umsatzplus von 30 Prozent erwartet, im abgelaufenen Quartal wurde dies schon erreicht. Erst kürzlich stiegen General Electric (GE) und Infineon bei TTTech ein und beteiligten sich gemeinsam mit Großaktionär Audi an einer Kapitalerhöhung von 50 Millionen Euro. Geld, das in organisches Wachstum und in Übernahmen fließen soll.

Zukauf in Serbien

Am Dienstag wurde die Beteiligung beim serbischen IT-Engineering Spezialisten RT-RK unter Dach und Fach gebracht. Gemeinsam sollen Netzwerk- und Software-Lösungen für Industrie 4.0 forciert werden. Bereits jetzt würden 80 der 500 Ingenieure für TTTech-Projekte arbeiten. "Wir haben uns mit dem Deal auch Personal-Ressourcen eingekauft", sagt Kopetz. In Serbien gebe es eine hohe Technologiekompetenz und enge Kooperationen zwischen Wirtschaft und Universitäten.

Personalsuche

In Österreich werde die Personalsuche hingegen immer schwieriger. "Der Pool an hoch qualifizierten Technikern ist ziemlich ausgedünnt und es kommen demografisch bedingt einfach viel zu wenige Junge nach", klagt Kopetz. In den nächsten Jahren würden viele IT-Fachkräfte in Pension gehen und die Problematik noch einmal verschärfen. In Deutschland sei der Fachkräftemangel im Technologiebereich bereits dramatisch, der Wettbewerb um die besten Köpfe laufe längst global. Mit Gehältern wie in den USA könne ein mittelständisches Unternehmen wie TTTech aber kaum mithalten, so Kopetz.

Das Unternehmen, 1998 als Spin-Off der Technischen Universität Wien gegründet, beschäftigt aktuell 400 Mitarbeiter und setzte im Vorjahr 53 Millionen Euro um. 48 Prozent des Umsatzes entfällt auf die Autobranche, der Rest auf Hard- und Software-Lösungen für die Luft- und Raumfahrt. So kommt TTTech-Know-how etwa in der Boeing 787 oder im NASA-Raumschiff Orion zum Einsatz.

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