Schweizer kaufen Österreichs PayLife

Verkäufer von PayLife waren mehr als ein Dutzend Banken und Sparkassen.
Banken mussten aus der Kreditkartengesellschaft aussteigen, die Six-Gruppe kam zum Zug.

Die heimische Bankomat- und Kreditkartengesellschaft PayLife (Mastercard, Visa) hat einen neuen Eigentümer: Nach fast zwei Jahre dauernden Verhandlungen hat die Schweizer Six-Gruppe, die unter anderem die Schweizer Börse betreibt, PayLife übernommen.

Die bisherigen Eigentümer, die heimischen Großbanken Erste Group, Raiffeisen, Bank Austria, Bawag und ÖVAG mussten auf Druck der EU-Wettbewerbshüteraus PayLife aussteigen. Der Verkaufspreis wurde offiziell nicht genannt, die kolportierte Summe von 100 Millionen Euro allerdings nicht dementiert.

Know-how-Transfer

Für die heimischen Kunden ändert sich unmittelbar gar nichts: Die Daten für die Kartenausgabe seien schon jetzt auf Servern in Italien gespeichert, die Kundendaten für das Händlergeschäft in der Schweiz. Six-Vorstand Nikolaus Santschi verspricht den PayLife-Kunden Verbesserungen durch den Zugang zum Produktangebot und Know-how von Six.

Bei PayLife in Wien setzen die neuen Schweizer Eigentümer aber rasch ihre Akzente. Schon am Tag nach der Übernahme präsentierten sie den neuen PayLife-Chef, Six-Manager Roger Niederer. Der bisherige PayLife-Boss Peter Neubauer ist jetzt einfaches Geschäftsführungsmitglied. Zudem haben die Schweizer Mirko Thomas Oberholzer in die Geschäftsführung entsandt. Den Aufsichtsrat von PayLife haben sie um 20 Personen auf sechs reduziert. Wie viele Mitarbeiter von PayLife gehen müssen, sagen die Six-Manager noch nicht.

Ost-Expansion

Für Six ist der Einstieg in Österreich aus zweierlei Gründen interessant. Erstens wird Österreich als Brückenkopf für den Ausbau des Geschäfts in Osteuropa genutzt. Und zweitens verfügt PayLife über eine Banklizenz, die Six bei der weiteren Expansion – etwa in Tschechien oder Polen – hilfreich ist.

Die Six-Gruppe kam 2012 auf einen Gesamtumsatz von 1,5 Milliarden Franken (1,2 Milliarden Euro). Der Bereich Karten-Dienstleistungen trug dazu 650 Millionen Euro bei. Durch PayLife kommt ein Umsatz von 400 Millionen Euro dazu. Six ist neben dem Kreditkartengeschäft für die Wertpapierabwicklung an der Schweizer Börse und die Transaktionen zwischen Banken zuständig.

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