Schwedenbomben-Produzent in Finanznöten
Der Süßwarenhersteller Niemetz mit
Hauptsitz in Wien befindet sich offenbar in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Zahlreiche Mitarbeiter hätten seit Monaten ihr Gehalt gar nicht oder nur teilweise ausbezahlt bekommen, berichtet das Wochenmagazin Format. Ein baldiger Insolvenzantrag sei nicht ausgeschlossen, heißt es in der Meldung. Niemetz ist vor allem für seine "Schwedenbomben" bekannt, auch der Schoko-Haselnuss-Riegel "Manja" gehört zum Sortiment.
Wegen der ausständigen Löhne seien derzeit 75 Klagen anhängig, wird Niemetz-Betriebsrat Robert Ettmayer im Format zitiert. Rund 100 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. Die Fabrik wies 2010 - aus diesem Jahr stammt der letzte verfügbare Jahresabschluss - ein negatives Eigenkapital von 3,16 Mio. Euro aus.
Offenbar trafen sich in dieser Woche Niemetz-Gläubiger, darunter auch Lieferanten, um weitere Schritte zu analysieren. Als eine Option gilt auch ein Insolvenzantrag. Die Geldprobleme sollen laut Format u.a. mit dem Engagement des Unternehmens in den USA (New York), mit gestiegenen Rohstoffpreisen und gescheiterten Marketingstrategien zusammenhängen.
Unternehmen "nicht in Gefahr"
Trot der kolportierten Geldnöte blickt die Niemetz-Leitung optimistisch in die Zukunft der Süßwarenfabrik. Das Unternehmen sei "nicht in Gefahr", man arbeite gerade an einer "Finanzierungsumstrukturierung" u.a. mit neuen Finanzpartnern, sagte die Haupteigentümerin Ursula Niemetz der APA. Von Überlegungen über ein Insolvenzverfahren wisse man nichts, wurde beteuert.
Geschäftsführer
Steve Batchelor räumte ein, dass das vergangene nicht "das beste Jahr" gewesen sei und der Verkauf nun im Sommer wie gewohnt zurückgegangen sei. Deshalb habe es bei manchen Mitarbeitern jüngst Verzögerungen bei der Gehaltsauszahlung gegeben. Man habe mit den Mitarbeitern aber ständig Kontakt. Von 75 anhängigen Klagen könne aber keine Rede sein. Lediglich vier Klagen seien anhängig, wobei alle in Zusammenhang mit Mitarbeitern stünden, die nicht mehr bei Niemetz tätig sind, so Batchelor.
Von einer Versammlung von Gläubigern bzw. Lieferanten und Überlegungen in Richtung Insolvenzantrag wisse er nichts, versicherte der Geschäftsführer. Für die kommende Woche kündigte er eine detaillierte Stellungnahme an, die nun von den Niemetz-Anwälten ausgearbeitet werde.
Hintergrund
Niemetz gehört zu den Wiener Traditionsunternehmen mit Hauptsitz im 3. Wiener Gemeindebezirk. 1890 als Konditorei eröffnet, wurde genau 40 Jahre später die Süßwarenmanufaktur in Betrieb genommen. Nach dem Tod der Unternehmensgründer Johann und Walter Niemetz ging das Unternehmen 2003 in den Besitz der Niemetz-Tochter Ursula und deren Lebensgefährten Steve Batchelor über.
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