Schwarzarbeit kostet Staat 3,5 Milliarden

Schwarzarbeit kostet Staat 3,5 Milliarden
Volkswirt Friedrich Schneider schlägt vor, Sozialhilfeempfänger legal dazu verdienen zu lassen.

Für den gelernten Österreicher nichts Neues: Das alte Auto noch ein letztes Mal reparieren lassen? Lieber ohne Rechnung. Neue Fliesen verlegen zu teuer? Nicht mit dem Pfuscher, den Freunde vermittelt haben. Die Putzfrau anstellen? Dafür reicht das Geld doch nicht.

Der Linzer Volkswirt Friedrich Schneider hat berechnet, dass in Österreich heuer Schwarzarbeit für 19,6 Milliarden geleistet wird – das sind fast 7,7 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung. Am meisten wird in Wien gepfuscht. Schneider schätzt die Dienstleistungen „ohne Rechnung“ in der Bundeshauptstadt auf 5,4 Milliarden Euro, gefolgt von Oberösterreich und Niederösterreich.

Pfusch verhindern

Schneider schlägt drei Maßnahmen vor, um die Schwarzarbeit weiter einzudämmen: „Bei schwacher Konjunktur könnte etwa eine befristete Mehrwertsteuer zum Beispiel für Haussanierungen rückvergütet werden. So zahlt es sich eher aus, Arbeiten nicht im Pfusch machen zu lassen, zudem hat man die Gewährleistung“, sagt er zum KURIER. Zweitens schlägt Schneider vor, dass Sozialhilfeempfänger eine Freigrenze zur Arbeitsmöglichkeit erhalten sollten – „ohne dass sie gleich alle Sozialleistungen verlieren, wenn sie erwischt werden“. Und für Haushalte sollte es eine steuerliche Absetzbarkeit für Dienstleistungen geben – „etwa in Höhe von 5000 Euro pro Haushalt und Jahr“.

Schwarzarbeit kostet Staat 3,5 Milliarden

Schwarzarbeit sehe ich generell nicht als großes Problem für die Volkswirtschaft, weil Pfusch letztlich die Wertschöpfung steigert und somit den Wohlstand vermehrt wird“, sagt Schneider. Verlierer der Schattenwirtschaft sei aber Finanzministerium und Sozialversicherungen, denen Einnahmen von zwei bis 3,5 Milliarden Euro entgehen. Dazu komme noch der Schaden für die Krankenversicherungen, die die Kosten zusätzlicher Unfälle beziehungsweise Arbeitsunfähigkeit der Pfuscher zu tragen haben. Und nicht zu vergessen die Klein- und Mittelbetriebe, denen Aufträge entgehen.

Seit 2009 sinke der Anteil der Schattenwirtschaft in Österreich, sagt Schneider, da die Wirtschaft seit der Krise wieder gewachsen ist. Die schlechten Prognosen für 2013 würden ihn nicht beunruhigen: „Aber es besteht die Chance, dass wieder mehr gepfuscht wird. Bei einer Umfrage gab übrigens rund die Hälfte der Befragten an, dass Pfusch für sie nur ein Kavaliersdelikt sei. Ein Drittel gab zu, selber bereits „schwarz“ gearbeitet zu haben.

International

„Im internationalen Vergleich sind wir beim Pfusch nur Zwergerln“, hat Schneider errechnet. Ein großes Problem sei die Schattenwirtschaft in den südlichen EU-Ländern, etwa in Griechenland, Italien, Portugal und Spanien. Österreich liege weit unter dem OECD-Schnitt für Schattenwirtschaft, der bei etwa 13,3 Prozent BIP liegt.

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