Schumacher drückt aufs Tempo: "Mehr Speed gegen China"
Gerade einmal 50 Tage ist der neue Chef im Amt – und schon bleibt beim Vorarlberger Lichtkonzern Zumtobel kein Stein mehr auf dem anderen: Neue Konzernstruktur, flachere Hierarchien, mehr Innovationen. Ulrich Schumacher macht seinem Ruf als Rennfahrer alle Ehre. Der 55-jährige Manager verdankt sein Raserimage nicht nur einer prominenten Namensgleichheit, sondern einer Aktion, die er „heute so nicht mehr machen würde“, wie er am Freitag auf seiner Antritts-Pressekonferenz in Wien anmerkt.
"Bei Infineon hat’s gepasst, beim Börsegang von Zumtobel wäre ich nicht mit einem Porsche vorgefahren"
Als Infineon-Chef brauste Schumacher beim Börsengang 2000 im silbernen Porsche vor die Deutsche Börse und posierte stilecht im Rennanzug vor den Kameras. „Bei Infineon hat’s gepasst, beim Börsegang von Zumtobel wäre ich nicht mit einem Porsche vorgefahren“, sagt Schumacher, der bei Infineon später in Ungnade fiel und abgesetzt wurde. Ein langer Rechtsstreit folgte. Zuletzt verbrachte der Deutsche, der seit Kurzem mit einer Wienerin verheiratet ist, vier Jahre in China, „um chinesische Firmen zu beraten, wie sie ihr Geschäft in Europa verbessern können“. Eine Erfahrung, die er jetzt als Zumtobel-Chef „in die andere Richtung“ nutzen könne.
Um im zunehmend härteren Wettbewerb gegen die Billigkonkurrenz aus Fernost bestehen zu können, drückt Schumacher aufs Tempo: „Der Kostenwettbewerb gegen China ist schon jetzt verloren, wir können nur durch eine höhere Geschwindigkeit bei den Produktinnovationen gewinnen.“ Während früher nur alle fünf Jahre neue Leuchtmittel entwickelt worden seien, gebe es jetzt Innovationszyklen von nur sechs Monaten. Zumtobel habe etwa die LED-Technologie zu spät aufgegriffen.
Restrukturierung
Die neue Konzernstruktur wird bereits ab 1. Dezember umgesetzt, danach sollen Maßnahmen für eine bessere Auslastung der Werke getroffen werden. „Von unseren neun Werken ist derzeit nur das Stammwerk in Dornbirn voll ausgelastet“, sagt Schumacher und kündigt „Anpassungen“ an. Auch einen Stellenabbau schließt der Firmenchef nicht aus, spricht vorsichtshalber aber von „singulären Ereignissen“. Die bereits im Sommer angekündigte Schließung der Fabrik im steirischen Fürstenfeld mit 100 Beschäftigten erfolgt mit Jahresende. In China gibt es zwei Werke.
Die Zumtobel-Gruppe beschäftigt insgesamt rund 7100 Mitarbeiter an 19 Standorten, davon 1760 am Firmensitz in Dornbirn. Im ersten Quartal 2013/’14 sackte der Gewinn um 22,7 Prozent auf 6,7 Mio. Euro ab.
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