Schokoproduzenten und das Haselnuss-Problem

Schokoproduzenten und das Haselnuss-Problem
Die verkaufte Menge sank, der Preis stieg, aber Experten rechnen mit einer Stabilisierung.

Geht es um die Haselnuss, sind alle Augen auf die Türkei gerichtet: Das Land liefert rund 800.000 Tonnen Haselnüsse im Jahr und damit etwa drei Viertel der Welternte. Fällt die türkische Ernte schlecht aus, schießt der Nuss-Preis in die Höhe, so wie zwischen 2013 und 2015, als er sich mehr als verdoppelt hat und damit auch die Schokoladepreise in die Höhe getrieben hat.

Heuer gab es Zeichen der Entspannung. "Bis die Nüsse aufgeschlagen wurden. Erst dann hat man gesehen, dass sie von Schimmel befallen waren", erzählt Wolfgang Stöhr, Geschäftsführer von Ritter Sport in Österreich.

Gestiegene Preise

Der Schokolade-Markt in Österreich ist rund 170 Millionen Euro schwer. In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres wurde in Österreich um 3,5 Prozent mehr für Schokolade ausgegeben als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Mengenmäßig ist der Markt aber leicht geschrumpft (minus 0,5 Prozent). Sprich: Es wurde mehr Geld für weniger Schokolade ausgegeben. Grund dafür ist die Teuerungswelle infolge der gestiegenen Rohstoffpreise. Aber nicht nur. Auch der zunehmende Appetit der Asiaten auf Schokolade spielt eine Rolle. Der weltgrößte Kakao- und Schokoladen-Hersteller Barry Callebaut meldete am asiatischen Markt zuletzt hohe zweistellige Zuwachsraten. Derzeit würden sich Angebot und Nachfrage am Weltmarkt aber einpendeln, meint Stöhr: "Laut den Prognosen für dieses und nächstes Jahr dürften sich die Preise stabilisieren." Stöhr rechnet in absehbarer Zeit nicht mehr mit Preiserhöhungen.

Das deutsche Familienunternehmen Ritter Sport – das ausschließlich im schwäbischen Waldenbuch produziert – ist mit einem Marktanteil von 8,2 Prozent die Nummer drei am österreichischen Tafelschokolademarkt. Unangefochtener Branchenprimus ist Milka (42,9 Prozent), eine Marke des US-Riesen Mondelez, der unter anderem in Bludenz Milka-Großtafeln für Europa produziert. Auf Platz zwei folgt Lindt (9,5 Prozent Marktanteil).

Veränderungen im Markt spielen sich eigentlich nur hinter dem Komma ab, die Österreicher bleiben ihren Lieblingsmarken und Sorten treu. Und sie kaufen traditionell oft im Angebot größere Schokovorräte ein. Im Branchenschnitt wird jede zweite Tafel in Aktion verkauft.

Trends wie jener zu veganer Ernährung machen auch vor Schokoladeproduzenten nicht halt. Ritter Sport hat vegane und laktosefreie Produkte ins Sortiment aufgenommen. Zudem kommen wie jedes Jahr mehrere Saisonartikel auf den Markt. Die Kassenschlager bleiben aber die immer gleichen Sorten, sagt selbst Stöhr: Nuss, Marzipan und Nougat.

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