Schlecker: Zitterpartie um 3000 Jobs

Schlecker: Zitterpartie um 3000 Jobs
Der deutsche Mutter-Konzern wird zerschlagen. Für Österreich wird ein Käufer gesucht. Doch die Zeit wird knapp.

Schwarzer Freitag für die Familie Schlecker: Nach dem Gläubigerausschuss in Berlin war das Aus für die Drogeriemarktkette zu Mittag besiegelt. Der Gläubigerausschuss "sieht keine Perspektive für eine wirtschaftliche Fortführung des Gesamtkonzerns. Aus diesem Grund wurde die Zerschlagung des Konzerns beschlossen", ließ die deutsche Unternehmenszentrale per Aussendung mitteilen. Auch nach einer Fristverlängerung von einer Woche hat niemand ein akzeptables Angebot vorgelegt.

In Deutschland verlieren damit 13.200 der 14.300 Mitarbeiter ihren Job. Auch in Österreich bangen rund 3000 Beschäftigte um ihren Arbeitsplatz. Schlecker-Österreich-Firmenanwalt Klaus Ferdinand Lughofer wird nicht müde zu betonen, dass eine Zukunft des Österreich-Geschäfts auch ohne den deutschen Mutterkonzern möglich ist. "Es gibt keine unmittelbaren Auswirkungen auf Österreich", sagte er zum KURIER. Derzeit wird mit drei Investoren über eine Übernahme der Österreich-Tochter verhandelt. Bis Ende Juni soll es eine Entscheidung geben. Auch für ausländische Schwestergesellschaften werden Käufer gesucht. Gelungen ist dies bisher nur in Frankreich und Tschechien.

Es wird eng

Beruhigungspillen für die österreichischen Schlecker-Mitarbeiter kamen am Freitag auch von AMS-Chef Johannes Kopf: "Wir werden das schaffen", sagte er in der Mittags-ZiB. Das AMS würde mit der Situation umgehen können und Stiftungslösungen schaffen.

Österreich die Umsätze weiter ein, wird es für das Unternehmen ziemlich schnell eng werden. Denn die Kapitaldecke ist dünn. Die bisher rentable Auslandstochter ist in den vergangenen Monaten in die roten Zahlen gerutscht. Ob ihr Alleingang gelingt, wird in der Branche bezweifelt.

Gefallener Marktkaiser

Firmengründer und Eigentümer Anton Schlecker hatte in seinen besten Zeiten 14.000 Filialen in 17 Ländern und beschäftigte mehr als 50.000 Mitarbeiter. Das Konzept der spartanisch eingerichteten Läden mit dem Billig-Image kam bei Kunden immer weniger an. Schlecker verlor stetig Marktanteile. Die Zahl der Filialen und Mitarbeiter hat sich mittlerweile fast halbiert. Ende 2010 hat Anton Schlecker, der das Unternehmen gemeinsam mit seiner Frau geführt hat, das Firmenimperium an seine Kinder Lars und Meike übergeben. Sie konnten es nicht mehr retten.

Was gehört zum Schlecker-Konzern?

Zur Drogeriekette Anton Schlecker e.K. gehört neben der Schlecker Homeshopping GmbH die hundertprozentige Tochter Schlecker XL und IhrPlatz - alle sind insolvent. Die Schlecker International GmbH, zu der auch Österreich (Anton Schlecker Gesellschaft m.b.H.) gehört, ist nicht insolvent, gehört aber zum Vermögen von Firmengründer Anton Schlecker.
Schlecker betreibt noch Märkte in Luxemburg, Belgien, Italien und Portugal. In Holland existiert die Versandapotheke Vitalsana.
Laut Handelsblatt-Recherchen verfügt Schlecker noch über 6558 Filialen, 930 davon in Österreich. In Deutschland sind nach dem Kahlschlag noch etwa 3200 Standorte übrig. Auf dem Höhepunkt des Erfolges waren es 14.000 Filialen in 17 Ländern. Die Mitarbeiterzahl reduzierte sich von ehemals über 50.000 auf etwa 27.000 Personen. In Österreich beschäftigt Schlecker rund 3000 Menschen, in Deutschland 14.300. Der Konzern-Umsatz reduzierte sich laut Handelsblatt von 7,42 Mrd. Euro im Jahr 2008 auf derzeit 3 Mrd. Euro. In Österreich wurden zuletzt rund 300 Mio. Euro umgesetzt.

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