Schlecker: "Österreich ist unser bestes Land"
Lars Schlecker (40), Sohn des Gründers Anton, wollte bei seinem Kurz-Besuch in Wien nur eine "Kernbotschaft" loswerden: "Österreich ist und bleibt eigenständig und erfolgreich." Der Satz, mehr Hoffnung als Realität, sollte wohl vor allem ihm selbst Mut machen.
Der blass und mitgenommen wirkende Firmenboss, der mit Schwester Meike ab Herbst seinem Vater als Eigentümer nachfolgt, sieht das noch profitable Auslandsgeschäft als Perspektive für die insolvente deutsche Drogeriekette. "Österreich ist unser bestes Land, ein Verkauf kommt für mich nicht infrage", versichert Schlecker. Das von ihm eingeleitete, neue Filialkonzept sei in Österreich viel weiter als in Deutschland, es gäbe daher gute Wachstumschancen. An der Österreich-Tochter hängen auch die Geschäfte in Polen, Belgien, Luxemburg und Italien, die ebenfalls fortgeführt werden sollen.
Geldfrage
Während Schlecker in Deutschland dringend einen Investor sucht, könne die Finanzierung des laufenden Betriebes in Österreich mit Eigenmitteln aufgebracht werden, sagte Schlecker-Vorstand Thorben Rusch. Im Vorjahr sei bei einem Umsatz von rund 300 Millionen Euro ein "siebenstelliges Betriebsergebnis" erzielt worden. 80 Prozent der Lieferanten würden nach anfänglicher Verunsicherung wieder Waren anliefern. Der Frage, ob Österreich auch bei einem Aus der Deutschland-Mutter überlebensfähig sei, wich er aus. Er bestätigte aber, dass die Österreich-Tochter Gläubiger im Insolvenzverfahren sei und Forderungen in Höhe von knapp mehr als 100 Millionen Euro habe. Die Summe sei "eingefroren", so Rusch. Der Fortbestand wäre aber auch ohne diesen Betrag möglich.
Schließungen
Um die Profitabilität zu verbessern, kündigte Rusch für Österreich weitere Filialschließungen "im niedrigen zweistelligen Bereich" an. Derzeit betreibt Schlecker nach eigenen Angaben 930 Märkte mit 2995 Mitarbeitern, Zielgröße für die nächsten Jahre seien 900 Geschäfte. Trocken kommentierte Rusch die Ergebnisse der jüngsten Verbraucheranalyse des IMAS-Instituts, wonach Schlecker im Vorjahr 16 Prozent seiner Kunden verloren hat, in Wien sogar 59 Prozent. "Das ist von uns durchaus so gewollt." Man wolle mit moderneren, "deutlich helleren und freundlicheren" Läden neue Kundenschichten ansprechen und sich aus schlechten, urbanen Lagen zurückziehen. Waren es bisher vor allem ältere Männer, die zu Schlecker einkaufen gingen, sollen es künftig vermehrt auch Jüngere und Frauen sein, so der Plan.
Mit moderneren Filialen in der Kundengunst eindeutig aufholen konnten im Vorjahr Bipa und Müller.
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