Schlecker-Clan: Eine schlecklich nette Familie
Anton Schlecker, der gefallene Drogeriekönig aus dem schwäbischen Ehingen, findet die Welt wohl gerade „grottaschlecht“. 1975 hat der Sohn eines Fleischfabrikanten begonnen, sein Drogerie-Imperium aufzubauen. Sein Leben lang haben er und seine Frau Christa für die Drogeriemarktkette „g’schafft“ und Ende 2010 offiziell das Zepter an die Kinder Lars und Meike übergeben. Diese Woche hat Schlecker Insolvenz angemeldet. Und zwar in altbekannter Firmenmanier: Still und heimlich.
Für Öffentlichkeitsarbeit und Mitarbeiterinformation waren die Geheimniskrämer aus Baden-Württemberg nie bekannt. Schon eher für schlechte Arbeitsbedingungen und ihr Billig-Image.
Anton Schlecker hat dem Ruf der Schwaben alle Ehre gemacht und an allen Ecken und Enden gespart: Die Mieten für seine Läden sollten am besten mikroskopisch klein sein. Er nistete sich in billigsten Lagen ein. „Wenn irgendwo in Österreich zwei Misthaufen sind, eröffnet dazwischen garantiert ein Schlecker“, wurde in der Branche gewitzelt. Schlecker hat sich selbst totgespart, wird jetzt geargwöhnt.
Luxusautos, Fußball, Tennis, Skat
Eine Zeit lang war Schlecker aber durchaus erfolgreich. Glaubt man den Reichen-Listen, hat er es unter die 30 betuchtesten Deutschen und 400 Reichsten der Welt geschafft. In der Seitenblicke-Gesellschaft tauchten die Schleckers aber nie auf. Sie leben zurückgezogen im 26.000-Einwohner-Städtchen Ehingen, in der Nähe von Ulm.
Firmenpatriarch Anton soll in italienischen Luxusautos durch die Gegend kurven, Fußballfan sein und mit Freunden Tennis und Skat spielen. Dafür wird er aktuell aber wenig Zeit haben. Nicht nur die Drogeriemarktkette steht auf dem Spiel, auch sein Privatvermögen, das auf zwei Milliarden Euro geschätzt wird. Denn der 67-Jährige steht als persönlich haftender Einzelunternehmer hinter der Anton Schlecker e.K. Im schlimmsten Fall könnte er alles verlieren und damit die wohl größte Pleite in dieser Rechtsform hinlegen. Die Nerven der Familie werden entsprechend blank liegen.
Entführung
Obwohl Schlecker gerüchteweise in anderen Schicksalsstunden Nerven aus Stahl bewiesen hat. Als seine Kinder Lars und Meike kurz vor
Weihnachten 1987 entführt wurden, soll er die Lösegeldforderungen um die Hälfte nach unten verhandelt haben, heißt es. Letztlich flossen 9,6 Millionen D-Mark an die Entführer, die erst elf Jahre später gefasst und verurteilt wurden. Die Kinder, damals 14 und 16 Jahre alt, konnten sich übrigens selbst befreien.
Das Ruder im Konzern konnten die beiden nicht rechtzeitig herumreißen. Das Geschwisterpaar wollte das Image des Familienkonzerns verbessern, Mitarbeitern zufolge ist ihnen auch eine Besserung des Betriebsklimas gelungen. In Österreich zittern nach der Insolvenz in Deutschland rund 3000 Schlecker-Mitarbeiter um ihre Jobs. Die Gewerkschaft ist in Alarmbereitschaft.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Hintergrund
Kommentare