Schlecker: 3000 Jobs wackeln in Österreich
Am Freitag fällt in Deutschland die Entscheidung über die Zukunft der deutschen Drogeriemarktkette Schlecker. Steigt kein Investor ein, steht Schlecker Deutschland vor dem Aus und 14.300 Mitarbeiter auf der Straße. Ein Aus in Deutschland hat "bis auf Weiteres keine Folgen" auf die Österreich-Tochter, die rund 3000 Mitarbeiter in 930 Filialen beschäftigt, betont Schlecker-Firmenanwalt Klaus Ferdinand Lughofer: "Schlecker Österreich ist zahlungsfähig und liquide. Solange ein Ertrag erwirtschaftet wird, ist die Österreich-Tochter nicht insolvent." Die Suche nach einem Käufer für das Österreich-Geschäft läuft auf Hochtouren. Lughofer: "Derzeit wird mit drei Investoren verhandelt." Es soll sich dabei um Händler und Finanzinvestoren handeln, die auch aus dem Ausland kommen. Eine Entscheidung soll spätestens Ende Juni fallen.
Meldungen, wonach Schlecker Österreich in den vergangenen Monaten 25 Millionen Euro Verlust angehäuft hat, dementiert er entschieden: "Davon sind wir meilenweit entfernt." Der Betrag würde zwar ständig schwanken, sich aber keinesfalls in der Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags bewegen. Die Zeiten, in denen Österreich als rentables Tochterunternehmen vorgezeigt werden konnte, scheinen dennoch vorbei zu sein. Mit den Negativschlagzeilen blieben Kunden und damit Umsätze aus. Die wirtschaftlichen Verflechtungen mit dem Mutterkonzern im Einkauf, der IT und Logistik haben sich ertragsmäßig auch auf Österreich ausgewirkt. "Auf blanko liefert niemand mehr an Schlecker", meint ein Branchenkenner.
Rücklagen
Gegen den Mutterkonzern sind Forderungen in Höhe von 169 Millionen Euro offen. "Dieser Betrag entspricht in etwa der Höhe des Eigenkapitals", rechnet Wolfgang Hrobar vom Alpenländischen Kreditorenverband vor. Er hätte die letzte Bilanz wegen der soliden Eigenkapitalbasis noch positiv bewertet. Diese Bewertung falle nun freilich anders aus. Im schlimmsten Fall könnte bei einer Pleite des Mutterkonzerns ein Betrag so hoch wie das gesamte Eigenkapital flöten gehen. Damit wären die finanziellen Rücklagen Geschichte.
Schlecker war einst, gemessen an der Anzahl der Standorte, die Nummer eins am österreichischen Drogeriemarkt. Umsatzmäßig konnte sich der gefallene Drogeriemarkt-König Anton Schlecker hierzulande aber nie die Krone aufsetzen. Ende der 1990er-Jahre spannte er ein Netz von 1200 Filialen über Österreich. Seit 2005 wurden 250 davon wieder geschlossen. Gemietet wurde vor allem in günstigen, wenig frequentierten Lagen. Das Interesse von bipa und dm an den Standorten ist daher bescheiden. Auch Müller und Rossmann winken ab.
Frankreich verkauft Während Schlecker-Österreich noch auf Partnersuche ist, wurde die französische Tochter Schlecker SNC bereits an den Mann gebracht. Der französische Einzelhandelskonzern Systeme U hat vergangenen Mittwoch den Zuschlag erhalten und den Fortbestand für 139 Drogeriemärkte mit aktuell 750 Mitarbeitern zugesagt. Der Kaufpreis wurde nicht bekannt. Zuvor wurde bereits das Tschechien-Geschäft verkauft.
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