Gering qualifizierte Flüchtlinge: Österreich besonders betroffen

Je schlechter die Ausbildung, desto schwieriger die Jobintegration
OECD: Maßnahmen zur Jobintegration junger Migranten sollten verbessert werden. Ausgerechnet hier werden dem AMS Mittel gekürzt.

Die Flüchtlingszahlen sinken zwar, doch die Integration der Geflüchteten in den österreichischen Arbeitsmarkt bleibt noch jahrelang eine Herausforderung. Mitten im Streit um Kürzungspläne der Regierung beim AMS lässt der aktuelle „Migrations-Ausblick 2018“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aufhorchen.

Der Bericht geht der Frage nach, wie sehr die einzelnen Arbeitsmärkte durch die jüngsten Flüchtlingsströme belastet werden. Antwort: Insgesamt kaum, aber in Einzelbereichen sehr wohl. Demnach dürfte sich wegen der Flüchtlinge die Erwerbsbevölkerung in Europa bis 2020 nur marginal um 0,4 Prozent erhöhen. Es gibt aber Unterschiede je nach Land, Alter und Qualifikation.

So könnte sich im Bereich von schlecht ausgebildeten Männern das Arbeitskräfteangebot in den nächsten zwei Jahren um bis zu 15 Prozent erhöhen. Diesen Spitzenwert werden laut Bericht zwei Länder erreichen: Deutschland und Österreich. Bei den schlecht ausgebildeten 18- bis 34-jährigen könnte sich in Österreich das Arbeitskräfteangebot bis 2020 sogar um 21 Prozent erhöhen. Die OECD empfiehlt den Ländern, ihre Maßnahmen für eine bessere Job-Integration zu verbessern. Dabei sollte nicht nur eine rasche, sondern eine nachhaltige Integration, etwa durch eine Lehrausbildung, das Ziel sein. Erst kürzlich wurde dazu von der OECD ein eigener Aktionsplan präsentiert.

32.000 auf Jobsuche

Aktuell sind in Österreich knapp 32.000 Asylberechtigte oder subsidiär Schutzberechtigte beim AMS auf Jobsuche oder in einer Schulung, um elf Prozent mehr als vor einem Jahr. „Weil es noch immer einen Rückstau bei den Asylverfahren gibt, wird die Zahl nicht geringer, sondern steigt“, sagt AMS-Sprecherin Beate Sprenger. Monat für Monat kommen zwischen 700 und 900 anerkannte Flüchtlinge dazu. Laut früheren Kompetenz-Checks war die formale Qualifikation bei den Afghanen am geringsten.

Deutsche Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass bei entsprechenden Schulungsmaßnahmen nach fünf Jahren die Hälfte der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden kann. Das AMS verweist auf eine repräsentative Gruppe, die von Anfang 2015 bis Mitte 2016 auf den Arbeitsmarkt kam. Von diesen hatte bis Ende Mai knapp ein Drittel (32,2 Prozent) einen Job gefunden, weitere 27 Prozent waren in Schulungen. Damit schneidet Österreich besser ab als Deutschland, wo erst jeder vierte Asylberechtigter einen Job hat.

Sparkurs

Möglich war dies aber nur mit einem Sonderbudget von 155 Mio. Euro für Maßnahmen wie das Integrationsjahr, wird seitens des AMS betont. Die Regierung hat dieses Budget für heuer bereits auf 50 Mio. Euro gekürzt. Sozialökonomische Betriebe fürchten für das kommende Jahr weitere  Einsparungen bei diversen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete. Der AMS-Verwaltungsrat muss im Herbst entscheiden, ob und wie viel Geld für Integrationsmaßnahmen bereitgestellt wird. Im Verwaltungsrat stellen Regierungs- und Arbeitgebervertreter die Mehrheit.

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