Schirnhofer ist wieder im Geschäft

Weitere Pleite im Reich des steirischen Fleischers Karl Schirnhofer
Der Steirer liefert nun an Rewe. Crowdfunding soll Geld für neue Maschinen bringen.

Zu seinen Spitzenzeiten hatte der steirische Fleischer Schirnhofer 240 Standorte in Österreich, die meisten davon waren Feinkosttheken in Filialen von Zielpunkt. Die Handelskette hatte Schirnhofer die Abnahme seiner Produkte bis 2021 vertraglich zugesichert, ging dann aber Pleite. So musste auch Schirnhofer vor knapp zwei Jahren Insolvenz anmelden. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens wurde eine Gläubigerquote von 30 Prozent beschlossen, zu stemmen in drei Tranchen zu je zwei Millionen Euro. "Im Jänner 2018 zahlen wir die letzte Tranche aus eigener Kraft", betonte Firmenchef Karl Schirnhofer am Mittwoch vor Journalisten. Sein Unternehmen habe den Turnaround geschafft. Im laufenden Geschäftsjahr (per Ende März) will Schirnhofer einen Gewinn (EGT) von 1,2 Millionen Euro schreiben, nach einem Minus von 900.000 Euro im abgelaufenen Jahr. Bis Ende 2018 will der Betrieb mit aktuell 140 Mitarbeitern bis zu 20 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.

Denn Schirnhofer hat neue Aufträge an Land gezogen. Neben Metro beliefert er ab 9. Juni auch Filialen von Merkur und Penny mit Almo-Produkten, also Fleisch von österreichischen Almochsen. Weitere Produkte sollen folgen – etwa Wokmischungen. Das Almo-Fleisch trägt ab sofort das neue Tierschutz-kontrolliert-Siegel (TKS) von Vier Pfoten.

Tierschutz-Siegel

"Es ist das erste Gütesiegel, das nicht nur die Bedingungen für die Haltung, sondern auch für den Transport und die Schlachtung der Tiere entscheidend verbessert", erläutert Indra Kley, Leiterin von Vier Pfoten Österreich. So werden Almo-Ochsen unter anderem dank größerer Boxen am Schlachthof und moderner Betäubungsanlagen stressfreier geschlachtet als bisher. Das alles wird per Kamera dokumentiert, deren Aufnahmen Schirnhofer stichprobenweise von seinem Büro aus verfolgt. "Wenn etwas nicht passt, ruf ich sofort an. Das wissen alle dort", sagt Schirnhofer, der 70.000 Euro in den Schlachtbetrieb investiert hat, der ihm gar nicht gehört.

Eigentlich wollte er diese Summe dem Land Steiermark zurückzahlen, das bei seiner Insolvenz ausständige Zahlungen an seine Almo-Bauern übernommen hat. Da das Land das Geld nicht genommen hat, habe er es in jenen Betrieb investiert, der die Ochsen seiner Vertragsbauern schlachtet.

Nun braucht Schirnhofer wieder Geld. Diesmal für eine bis zu 600.000 Euro teure Verpackungsanlage für geschnittene Steak. Das Geld soll mit Hilfe der Grazer Crowdfunding-Plattform Lion Rocket aufgestellt werden. "Ich hoffe, dass wir Menschen ansprechen können, die in Tierwohl investieren wollen", sagt Schirnhofer, der nun von Banken möglichst unabhängig bleiben möchte. Die Verzinsung ist mit bis zu sieben Prozent hoch, "aber es gibt auch keine Garantie, dass man das Geld zurückbekommt", betont Lion-Rocket-Chef Wolfgang Deutschmann. Von den 57 Firmen, die Lion Rocket finanziert hat, sei bisher erst eine insolvent geworden.

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